«Mit Ablenkung hat das nichts zu tun», erklärte Obama. «Das ist nur Teil der Diskussion, die wir in diesem Wahlkampf führen.»
Romney war Mitgründer der Investment-Firma Bain Capital, die ihre Eigentümer und Manager reich machte, indem sie hunderte von Unternehmen aufkaufte, umstrukturierte und später wieder gewinnbringend verkaufte.
In den USA liegt die Arbeitslosenquote weiterhin bei etwas über 8 Prozent und viele Wähler machen sich grosse Sorge wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage ihres Landes. Romney hat daher seine Expertise als Geschäftsmann als seine beste Qualifikation für das Amt des Präsidenten ins Spiel gebracht.
Er behauptet, Bain habe mehr als 100'000 Arbeitsplätze geschaffen − eine Schätzung, die unabhängige Experten und Journalisten nicht bestätigen konnten. Als Präsident, so verspricht er, könne er noch wesentlich mehr Stellen schaffen.
«Ich kann Ihnen sagen, dass wir durch die Politik, die wir anstreben, die Arbeitslosenquote innerhalb von vier Jahren auf sechs Prozent drücken werden − vielleicht sogar ein wenig niedriger», so Romney in einem Interview gegenüber dem «Time Magazine».
750 Leute hatten ihren Arbeitsplatz verloren
Doch das Wahlkampfteam von Barack Obama versucht, Romneys Vergangenheit als Unternehmer gegen ihn zu verwenden. Die Unterstützer des Präsidenten wollen die Wähler daran erinnern, dass Arbeitnehmer bisweilen auch ihre Stelle verloren haben, nachdem Bain die Firmen mehrheitlich übernommen hatte. Im Fernsehen läuft derzeit ein Werbespot über eine Stahlfabrik in Kansas City, die Konkurs ging, nachdem Bain Capital sie aufgekauft hatte. Erwähnt wird nicht, dass zwischen beiden Ereignissen etliche Jahre lagen oder dass Romney die Investmentfirma in der Zwischenzeit längst verlassen hatte. Dass mehr als 750 Leute ihren Arbeitsplatz verloren, wird den Zuschauern aber mitgeteilt.
Auf der Website «www.romneyeconomics.com», die Obamas Wahlkampfhelfer erstellt haben, finden sich zudem etliche Beispiele weiterer Firmen, die Bankrott machten, nachdem die Investment-Firma sie übernommen hatte.
«Bain hat in mehr als 350 Firmen investiert.
Obama greift Romneys Wirtschaftserfahrung an. /


Ein kleiner Teil davon war nicht erfolgreich», so der ehemalige Bain-Chef Edward Conrad. «Das ist eine verzerrte Darstellung unserer Unternehmensgeschichte.»
Ein kluger politischer Schachzug mag die Kampagne aber durchaus sein: Die Firma Bain mit Arbeitsplatzverlusten in Verbindung zu bringen, könnte Romney das Thema Arbeitslosigkeit verleiden. Zudem könnte das Thema die Wähler auch an Romneys riesiges Vermögen erinnern, das auf eine Summe zwischen 190 und 250 Millionen Dollar geschätzt wird. Die Präsidentschaftswahl ist zwar erst im November, doch Obama braucht anscheinend dringend ein Thema wie Bain.
Nach dem von CNN errechneten Durchschnitt aus drei wichtigen Umfragen befürworten 47 Prozent der Befragten die Wiederwahl von Barack Obama, 45 Prozent sprechen sich für seinen Herausforderer Mitt Romney aus. Der Vorsprung von zwei Prozentpunkten kann als Stichprobenfehler gelten; momentan liegen die Kandidaten also fast gleichauf.
Bain Capital wurde übrigens nach dem Mitgründer Bill Bain benannt. Schreibt man den Namen ein wenig anders («bane»), so bedeutet er auf Englisch Ruin oder Verderben. Obama hofft, dass «Bain» für Romney genau diese Bedeutung bekommt.
Jonathan Mann
Dieser Text stammt von Jonathan Mann, Moderator und Journalist bei CNN International. Seine Kolumne steht in der Schweiz exklusiv für news.ch zur Verfügung. Mehr über das US-Wahljahr 2012 unter http://edition.cnn.com/ELECTION/2012.