Zwar beziehen die Schweinehalter das als Futtermittel verwendete Sojaschrot wegen des Gentech-Moratoriums nicht aus den USA, sondern ausschliesslich aus Brasilien.
Die Dürre in den USA hat aber den Weltmarktpreis für Soja in die Höhe schiessen lassen. «Der Preis für 100 Kilogramm Sojaschrot ist innerhalb weniger Monate von 45 Franken auf 75 Franken gestiegen», sagte Felix Grob, Geschäftsführer des Branchenverbands suisseporcs, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.
Rudolf Marti, Geschäftsführer der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten (VSF), rechnet vor: Die Schweiz importiert pro Jahr rund 320'000 Tonnen Soja, Raps und Maisgluten zur Futtermittelherstellung. Der Aufschlag von mehr als 300 Franken pro Tonne schlägt sich damit in Mehrkosten von etwa 100 Millionen Franken nieder. Diese Zahl wurde auch in mehreren Medienberichten genannt.
Abhängigkeit vom Ausland
Suisseporcs-Geschäftsführer Felix Grob beziffert alleine die Mehrkosten für seine Branche mit 60 Millionen Franken - und diese «könnten noch weiter steigen». Dabei sei die finanzielle Situation vieler Schweinehalter bereits angespannt. Dies unter anderem wegen Investitionen, welche die verschärften Tierhaltungsvorschriften mit sich brachten. «Das Wasser stand uns schon bis zum Hals und jetzt überläuft es.»
Laut Grob zeigt sich in der gegenwärtigen Krise die starke Abhängigkeit der Branche von ausländischem Futtergetreide. Nach dem Fütterungsverbot für Tiermehl als Reaktion auf BSE ist seit vergangenem Jahr auch die Verfütterung von Speiseabfällen aus Restaurantküchen an Schweine untersagt. Dazu kommt ein gemäss Grob «massiver Rückgang beim Futtergetreideanbau in der Schweiz».
Schweizer Fleischproduzenten beziehen zum grossen Teil ihre Futtermittel aus den USA. /


Die Schweinehalter hoffen nun auf die Hilfe des Bundes. Dabei gehe es aber nicht um eine allfällige Finanzspritze, sondern «um kurzfristige Massnahmen zur Minderung der Kostensteigerung», sagte Grob.
Ladenpreise könnten steigen
Auch die Schweizer Produzenten von Geflügelfleisch und Eiern bekommen die Dürre in den USA zu spüren. Rudolf Marti von der Vereinigung der Futtermittelfabrikanten rechnet für diese Branche mit Mehrkosten von 25 bis 30 Millionen Franken.
Für Oswald Burch, Geschäftsführer der Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten GalloSuisse, sind zwei Gegenmassnahmen denkbar: Die steigenden Futtermittelpreise müssten sich entweder in höheren Abnahmepreisen für die Grossverteiler oder in höheren Ladenpreisen niederschlagen.
Die erste Forderung wird laut Burch bei den anstehenden Preisverhandlungen mit den Detailhändlern im Herbst auf den Tisch kommen.
Nur geringfügige Auswirkungen hat die Dürre in den USA auf die Schweizer Milchproduzenten. Dies aufgrund der geringen Abhängigkeit von ausländischem Kraftfutter, wie Christoph Grosjean-Sommer, Sprecher der Schweizer Milchproduzenten, auf Anfrage sagte. «Die Nahrung der Kühe besteht zu 75 bis 80 Prozent aus betriebseigenem Futter.»
Laut Grosjean-Sommer macht der Ankauf von Kraftfutter etwa 5 bis 7 Rappen pro Liter Milch aus. Durch die Dürre erhöhe sich dieser Preis um «ein, zwei Rappen». Angesichts der Gesamtkosten von gegenwärtig einem Franken pro Liter spielt die Kraftfutterverteuerung damit eine untergeordnete Rolle.
Extreme Trockenheit
Die USA werden derzeit von der schlimmsten Trockenheit seit über einem halben Jahrhundert heimgesucht. Laut der Welternährungsorganisation (FAO) sind die Weltpreise für Weizen im Juli um 19 Prozent, jene für Mais um fast 23 Prozent gestiegen.