Nach dem Tod von vier US-Diplomaten in Libyen sowie gewaltsamen Protesten in Ägypten und Jemen seien alle diplomatische Vertretungen in höchste Alarmbereitschaft versetzt worden, teilte das US-Aussenministerium am Donnerstag in Washington mit. Insbesondere die Lage nach den heutigen Freitagsgebeten wird als kritisch angesehen.
Aussenministerin Hillary Clinton verurteilte an einem Treffen mit dem marokkanischen Aussenminister Saadeddine Othmani das Video in der Hoffnung, aufgebrachte Muslime besänftigen zu können.
«Die Vereinigten Staaten haben absolut nichts mit diesem Video zu tun», sagte Clinton. «Für uns, für mich persönlich, ist dieses Video widerlich und verwerflich.» Es habe augenscheinlich nur «das zynische Ziel, eine grosse Religion zu verunglimpfen und Wut zu provozieren.»
Aus Regierungskreisen in Washington verlautete, es gebe keinen Anhaltspunkt, dass der Angriff auf das Konsulat in der ostlibyschen Metropole Bengasi geplant war, bei dem der US-Botschafter und drei weitere Amerikaner getötet wurden. Es werde aber ermittelt, ob eine militante libysche Gruppe dafür verantwortlich ist, dass der Protest in Gewalt umschlug.
Proteste im Irak und in Jordanien angekündigt
US-Justizminister Eric Holder brach eine Nahostreise ab, um persönlich die Untersuchung zum Tod der Diplomaten zu leiten. Die Entscheidung wurde bekannt gegeben, nachdem Holder am Donnerstag in Doha, Katar, mitgeteilt hatte, die Bundespolizei FBI habe Ermittlungen in der Sache aufgenommen.
Die USA seien entschlossen, zur Aufklärung des Vorfalls mit den libyschen Behörden zusammenzuarbeiten, sagte Holder, der ausser in Katar auch noch in Saudi-Arabien und der Türkei erwartet wurde.
Die in Ägypten regierende Muslimbruderschaft rief zu Protesten nach den Freitagsgebeten auf; bereits in der Nacht auf Freitag versammelten sich Hunderte rund um die US-Botschaft in Kairo.
«Ein Video im Internet, brennende US-Botschaften - wer steckt dahinter?» /


Auch die Behörden im Iran und im palästinensischen Gazastreifen riefen zu Protesten auf. Grosse Demonstrationen wurden ebenso in Bagdad und in Basra, der zweitgrössten Stadt des Iraks, sowie in der jordanischen Hauptstadt Amman erwartet. Israel verstärkte die Sicherheitsvorkehrungen.
USA warnen
Das Weisse Haus in Washington erklärte, es sei auf weitere Proteste vorbereitet. Gewalt sei jedoch nicht gerechtfertigt.
US-Botschaften weltweit gaben Warnungen an amerikanische Staatsbürger vor Demonstrationen aus, die in Gewalt umschlagen könnten. Seit Mittwoch hätten mehr als 50 Botschaften und Konsulate solche Warnungen veröffentlicht, erklärte das Aussenministerium.
Der mutmassliche Macher des Islam-feindlichen Films steht in den USA derweil unter Polizeischutz. «Wir haben eine Bitte erhalten und wir antworten darauf. Wir sind die Garanten der öffentlichen Sicherheit», sagte der Sprecher des Sheriffs von Los Angeles.