AdBlock Plus, die beliebteste Anti-Werbung-Browsererweiterung im Computer-Bereich ist erstmals in einer Version für mobile Geräte erschienen. Hersteller Eyeo verspricht, dass es mit dem neuen Ad-On erstmals möglich ist, jegliche nervende Werbung von einem Smartphone fernzuhalten. Egal ob Banner-Werbung im Netz, Werbespots vor Videos oder Einblendungen in Apps wie Angry Birds, der Werbeblocker garantiert das zuverlässige Entfernen der Reklame. Die Online-Werbewirtschft fürchtet sich vor grossen Umsatzeinbussen im Hoffnungsmarkt mobile Geräte. Auch sozialen Netzwerken drohen Verluste, wie die Financial Times berichtet.
Die Quote entscheidet
«Das wird die erste App, die sämtliche Werbung von Ihrem Telefon entfernt. Es gibt grossen Bedarf für solche Software», sagt Eyeo-Mitbegründer Till Faida. Für den noch immer im Wachstum befindlichen mobilen Online-Werbemarkt muss das wie eine Drohung klingen. Medien, Werbeagenturen, soziale Netzwerke, Blogger und viele andere Seiten-Betreiber, deren Angebote werbefinanziert sind, müssen mit Einbussen rechnen. Im Jahr 2011 wurden mit mobiler Werbung weltweit rund vier Mrd. Dollar umgesetzt. Das künftige Wachstumspotenzial gilt gemeinhin aber als enorm.
Wie gross der Schaden durch AdBlock Plus und andere, vergleichbare Software sein könnte, ist schwierig abzuschätzen. Die PC-Version von AdBlock Plus wurde allein für Firefox mehr als 180 Mio. Mal heruntergeladen.
Keine Werbung. /


In den USA und Grossbritannien verwenden Schätzungen zufolge zwischen zwei und drei Prozent der Internet-Nutzer den Werbeblocker. In Deutschland ist die Erweiterung noch beliebter. Hier soll jeder zehnte User das Programm installiert haben. Konkurrenzprodukte sind in dieser Schätzung noch nicht berücksichtigt. Sollten die Nutzerzahlen im mobilen Bereich ähnliche Werte erreichen wie bei Computern, wären die Einbussen bereits beachtlich.
Gefahr für Gratis-Netz
Werbetreibende Unternehmen warnen, dass ein breitflächiger Einsatz von Werbeblockern eine allgemeine Gefahr für Gratis-Inhalte im Internet darstellen. Das erkennt auch AdBlock-Vertreter Faida an. Er rät der Industrie damit aufzuhören, aggressive, nervende Werbung zu schalten. «Einschaltungen sollten einen Mehrwert bringen: Wenn die Menschen aber negativ gegen Reklame eingestellt sind, ist Online-Werbung als Ganzes in Gefahr.» In Ad-Block Plus ist seit geraumer Zeit eine «Whitelist», die unauffällige, nicht störende Werbeeinschaltungen zulässt. So sollen vor allem kleine Verlage und Blogger vor Umsatzeinbussen bewahrt werden.
Soziale Netzwerke, die grossteils auf mobile Werbung als Geschäftsmodell der Zukunft hoffen, könnten ebenfalls unter den Umsatzeinbussen leiden. «Freuen werden sich die Betreiber sicher nicht, da viele auf die Handy-Einnahmen hoffen. Mobile Werbung bei sozialen Medien macht die durch den kleinen Bildschirm bereits eingeschränkte User-Experience nicht besser», sagt Ed Wohlfahrt von edRelations. Der Bedarf an Werbeblockern könnte auf dem Mobiltelefon also sogar höher sein als auf dem Computer.
Online-Werbung ist durch das enorme verfügbare Angebot von Haus aus ein Geschäftsfeld, in dem einzelne Einschaltungen kaum Geld kosten. Grosse Umsätze werden lediglich über die Masse erzielt. Sollten sich mobile Ad-Blocker zum Massenphänomen entwickeln, müssen Facebook und Co ihre Zukunftspläne wohl überdenken.
Theoretisch ist es möglich, technisch einen AdBlock-Blocker zu installieren. Zielführend ist das aber nicht, da Kunden, die keine Werbung wollen, mitunter aggressiv reagieren, wenn sie Zwangsbeglückt werden, wie einige Erfahrungsberichte im Netz zeigen.