Werner D'Inka, einer der FAZ-Herausgeber, erkennt im Gespräch mit pressetext keine Krise des investigativen Journalismus. Auch hat er generell Probleme mit diesem vermeintlichen «Modebegriff». «Journalismus war und ist immer investigativ. Jeder ordentlich arbeitende Journalist fragt doch nach», meint D'Inka. Selbst der Wunsch nach mehr Tageslicht für Skandale hiesse, dass es da noch mehr davon gebe oder eine bewusste Geheimhaltung erfolgt. «Die Medien erledigen ihre Sache doch gut», findet der Verleger.
Dass in den Medienhäusern ein Kostendruck herrscht, hält der FAZ-Herausgeber für unübersehbar und nicht gut. Dies treffe aber nicht in erster Linie den Enthüllungsjournalismus. Junge Aufdecker würden laut D'Inka bestmöglich in die Infrastruktur seines Hauses eingebunden und überaus motiviert bleiben.
«Weiterhin muss man den Sprachlosen eine Stimme geben und den Mächtigen auf die Finger schauen», so New Yorker Miller. /


Drohungen, Arrest bis hin zum Mord seinen ein unerträglicher Zustand für die Branche und müssten immer und überall öffentlich gemacht werden. «Öffentlichkeit ist die einzige Waffe, die wir haben», unterstreicht D'Inka.
Immer mehr «Geheimwelten»
Günter Wallraff hält im Interview den Enthüllungsjournalismus für dringlicher denn je, zumal sich immer mehr «Geheimwelten» von der Öffentlichkeit abschotten würden. «Ich habe mich immer selbst engagiert, sehe heute aber die Medienhäuser in der Pflicht, Aufdeckung zu ermöglichen», sagt Wallraff. Viele Kollegen hätten sich ins Web verlagert, wo aber Gerüchte von Wahrheiten oft schwer zu trennen seien. Er plädiert daher für die Einrichtung einer öffentliche Stiftung für investigativen Journalismus.
Andernfalls droht eine Gesellschaft, so Wallraff, wo Lobbyisten noch mehr Raum gewinnen, Public Relations überhandnimmt und allgemein ein nur vordergründiger Konsens herrscht. «Gerade kritische Medien verschwinden oft als erste vom Markt», findet Wallraff und gründet seine Hoffnung zunehmend auf grosse TV-Sender. Weil Aufdeckungsjournalisten sehr gefährlich leben, rät Wallraff «zur Absicherung» einen weiteren Beruf zu erlernen oder sich zumindest in einem anderen Fachgebiet zu vertiefen. «Enthüllungsjournalismus ist im Grunde eine Art Obsession», resümiert Wallraff.