Am Sonntag, um 13.45 Uhr, spielt der FC Zürich in Lausanne. Gleichzeitig empfangen die Grasshoppers den FC Thun. Es sind Partien der 8. Runde in der Super League. Das wichtigste Resultat für den Stadtzürcher Fussball wird am Sonntag jedoch nicht auf der Pontaise oder auf dem Letzigrund erzielt, sondern an der Urne. Stimmen die Stadtzürcher für den Bau einer neuen Arena auf dem Areal des früheren Hardturm, bekommt nach Basel (2001), Genf (2003), Bern (2005), Neuenburg (2007), St. Gallen (2008), Thun (2011) und Luzern (2011) auch die grösste Schweizer Stadt ein reines Fussballstadion. Entstehen soll eine Arena mit 19'000 Plätzen für Meisterschaftsspiele beziehungsweise 16'000 Plätzen für internationale Partien. Das Stadion soll auf die Saison 2017/2018 hin bezugsbereit sein.
Seit Monaten wird in und um Zürich über die Vorlage heftig diskutiert. Zu reden gibt natürlich der Projektkredit in Höhe von 216 Millionen Franken. Kritiker führen ins Feld, dass die Kosten unverhältnismässig hoch seien. In St. Gallen und Luzern wurden Stadien gebaut mit ähnlicher Kapazität, aber für viel weniger Geld.
Auf dem Hardturm-Gelände soll ein neues Stadion entstehen. /


Zudem wird daran erinnert, dass die beiden Zürcher Klubs seit 2007 im damals für 110 Millionen Euro renovierten Letzigrund ihre Heimspiele austragen können. In einem Stadion, in dem 2008 immerhin auch drei Spiele der EM-Endrunde ausgetragen wurden. Für die Stadiongegner braucht es neben dem Leichtathletik-Stadion in Zürich nicht noch ein reines Fussballstadion.
Unterstützung des Stadt- und Gemeinderats
An der Spitze der Befürworter stehen selbstredend die Vereine FC Zürich und Grasshoppers. Ihre Exponenten stilisieren die Stadion-Frage zur Überlebensfrage hoch. Nur in einem reinen Fussballstadion sei langfristig nationaler Spitzenfussball möglich, so die Präsidenten Ancillo Canepa und André Dose. Meinungsumfragen und Leserbriefe belegen indes, dass nicht einmal alle Fans von FCZ und GC uneingeschränkt hinter der Vorlage stehen. Gerade unter den Anhängern des FCZ begegnet man einem möglichen Umzug in rund vier Jahren nach «ennet der Gleise», in die frühere GC-Domäne, mit einigem Argwohn.
Stadtrat und Gemeinderat unterstützen den Bau des Stadions. Für sie sind die Baukosten weniger entscheidend als die Beteiligung an der Stadion-Betriebsgesellschaft in der Höhe von 5 Millionen Franken sowie die jährliche Defizitgarantie über maximal 8,3 Millionen Franken. Die Stadt als Mehrheitsaktionärin der Betriebsgesellschaft erhalte jährlich über 9 Millionen Franken an Miete. Damit seien die Kapitalkosten inklusive Abschreibungen für Bau, Unterhalt und andere Folgekosten finanziert, sagte Finanzvorstand Daniel Leupi.
Zusammenhang mit Wohnsiedlungsbau
Während die Vorlage im Parlament und in der Exekutive eine klare Mehrheit fand, sind die Parteien gespalten. Die FDP und die GLP empfehlen ein Nein. Ja sagen SP, CVP und SVP. Die Grünen beschlossen Stimmfreigabe.
Gerade das Ja der Sozialdemokraten basiert jedoch mehrheitlich auf einer Vorlage, welche mit dem Stadionbau verknüpft ist. Die Stadtzürcher stimmen nämlich am Sonntag auch über den Bau einer Wohnsiedlung mit 154 Wohnungen für 103 Millionen Franken. Diese wird bei einem Ja jedoch nur dann gebaut, wenn die Stadion-Vorlage angenommen wird.