In einer Rede vor den Abgeordneten versprach Letta seinen Landsleuten Wirtschaftswachstum und ein neues Wahlrecht. Nach seiner Ansprache stellte sich die Kammer in der Vertrauensabstimmung am Mittwoch mit 379 Ja-Stimmen hinter ihn. 212 Abgeordnete votierten mit Nein.
Auch der Senat sprach Letta am späten Abend das Vertrauen aus. In der zweiten Parlamentskammer verbuchte er 173 Ja- und 127 Nein-Stimmen.
"Ich bin hier, um Vertrauen für einen Neubeginn zu bitten", sagte Letta vor den Abgeordneten. Seine neue Mehrheit sei "weniger gross, aber stabiler." Er wolle kämpfen, damit Italien nicht wieder ins Chaos stürze.
Der italienische Premier Enrico Letta. /


Letta, der seit April im Amt ist, hat sich mehrmals Vertrauensabstimmungen gestellt.
Zahlreiche Reformen
Der Ministerpräsident präsentierte zugleich das Programm der Regierung für das Jahr 2014, das zahlreiche Reformen vorsieht. So will Letta unter anderem das Wahlrecht reformieren, die öffentliche Parteienfinanzierung und die Provinzen in Italien abschaffen sowie die Reform der Sozialabgaben abschliessen.
Dazu kommen Massnahmen zur Ankurbelung der Wirtschaft, die Letta mit einem Reformpaket wieder in Schwung bringen will. "2014 wird das erste Jahr mit einer Tendenz noch oben nach dem Dunkel der Krise", kündigte Letta an.
Reformen dringend nötig
Italien braucht dringend Reformen und Wege aus der seit zwei Jahren anhaltenden Rezession. In Italien seien 20 Jahre lang Reformen vermieden worden, kritisierte der Regierungschef.
Die Befugnisse des Parlamentes müssten so geändert werden, dass der Senat nicht mehr die Regierung mit Misstrauensvoten blockieren könne. Damit würde künftig eine Pattsituation zwischen Abgeordnetenhaus und Senat vermieden, die die Politik im Land häufig blockiert hat.
Letta hatte die Vertrauensabstimmung angesetzt, um sich nach dem Auszug von Silvio Berlusconis Partei Forza Italia aus der Koalition der Unterstützung der Abgeordneten zu versichern. In der Abgeordnetenkammer haben Lettas Demokraten eine sichere Mehrheit.
Auch auf seine Koalitionspartner, die Neue Mitte-Rechts von Innenminister Angelino Alfano und eine kleine Partei der Mitte, kann Letta bauen.
Anhaltende Proteste
Unterdessen gingen in ganz Italien die Proteste der sogenannten Mistgabel-Bewegung gegen Steuererhöhungen, die italienische Regierung und die Wirtschaftskrise weiter.
Die Demonstranten haben in mehreren grossen Städten seit Montag den Verkehr teilweise lahmgelegt; sie blockieren Strassen und Gleise. Zudem kam es mehrfach zu Ausschreitungen und Zusammenstössen mit der Polizei.