73 Prozent von 120 Banken, die vom Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen EY (Ernst & Young) befragt wurden, beurteilen das US-Programm als negativ oder eher negativ für den Schweizer Finanzplatz. Zwei Drittel der Institute erachten das im vergangenen August vereinbarte Programm als negativ für sich selbst.
An der am Donnerstag veröffentlichten Studie nahmen Kantonal- und Regionalbanken sowie Privat- und Auslandsbanken Teil. Für die Ende November und Anfang Dezember durchgeführte Umfrage befragte EY die Grossbanken nicht.
Die Kosten der Aufbereitung der Daten und der Aufwand für die juristische Durchforstung der Kundenstämme könnten für kleinere Banken am Schluss höher ausfallen als die effektiven Bussenzahlungen. Viele der Banken, mit denen EY Interviews geführt habe, hätten nur wenige in den USA steuerpflichtige Personen als Kunden, sagte EY-Finanzexperte Bruno Patusi.
Langwieriger Prozess
Daher seien die möglichen Bussenzahlungen nicht das brennendste Problem der Banken. Die Beilegung des Konflikts dürfte indessen noch einige Zeit in Anspruch nehmen: "2014 wird das Thema noch nicht beigelegt sein", sagte EY-Bankenfachmann Patrick Schwaller. Er schätzt, dass es bis 2015 oder 2016 dauert, bis jede Bank ihre Angelegenheiten mit den US-Behörden zu Ende verhandelt habe.
In der Bankenwelt setzt sich die langsam Meinung durch, dass im Umgang mit ausländischen Bankkunden der automatische Informationsaustausch zum Standard werden wird. Allerdings sagten auch 57 Prozent der befragten Banken, dass Steuertransparenz eher schlecht für den Finanzplatz Schweiz sei.
2010 waren nur 26 Prozent diese Ansicht gewesen.
Es geht um die Kosten und den Aufwand für das Programm, dass das amerikanische Justizministerium aufgelegt hat. /


Damals setzten die Banken noch auf die Abgeltungssteuer als Lösung im Steuerstreit mit anderen Ländern. Dieses Modell wurde aber von den Verhandlungspartner zum Teil abgelehnt.
Generell positive Aussichten
Die Unsicherheit um US-Kunden dämpft laut Experte Schwaller derzeit die Übernahmelust in der Bankenwelt. Ansonsten ist vier Fünftel der Institute klar, dass die Konsolidierung im Bankensektor weitergehen wird. Vor allem Privat- und Auslandsbanken sind potentielle Übernahmekandidaten, wobei genau diese speziell im Fokus ausländischer Steuerfahnder und Justizbehörden stehen.
Banken beschäftigen sich daher vor allem mit regulatorischen und juristischen Themen. Diese Dominanz "rückwärtsgewandter Themen" ist aus EY-Sicht "ernüchternd": "Zukunftsgerichtete" Projekte wie Investitionen, neue Technologien und der Aufbau neuer Märkte stünden derzeit nicht zuoberst auf der Prioritätenliste der Banken.
Mehr Banken erwarten Stellenabbau
Trotz der ungünstigen Bedingungen - so erwarten 79 Prozent künftig einen erschwerten Zugang zum EU-Markt - sehen drei Viertel der Institute ihre Aussichten positiv. Allerdings nimmt auch die Zahl der Banken zu, die von einem rückläufigen Geschäft berichten. Während aktuellen ein Viertel der Banken von negativen Aussichten spricht, waren es 2010 lediglich 8 Prozent gewesen.
Obwohl die Banken die Beschäftigungslage in der Branche generell positiv sehen, hat sich die Zahl jener Institute, die mit Stellenabbau rechnen, über die Jahre stark erhöht: Aktuell erwarten 20 Prozent, dass ihr Mitarbeiterbestand kleiner werden muss. 2010 waren es lediglich 7 Prozent gewesen.