«Die App kann durch ihren symbolischen Charakter für den Patienten hilfreich sein, weil sie eine gewisse Sicherheit suggeriert. Grundsätzlich geht es hier in der Therapiearbeit für Suchtkranke aber um direkte Beziehungen - die Beziehung zum Therapeuten und darüber hinaus eine Beziehung zu einer Gruppe», so Ewald Hoeld, medizinischer Leiter der Sucht- und Drogenkoordination Wien, gegenüber pressetext.
Therapeut im Taschenformat
Die Patienten besitzen mit der App ein Rundum-Paket und können damit jederzeit ihre Berater erreichen. Therapeutische Ziele können festgelegt und deren Einhaltung überprüft werden. Es gibt zusätzlich die Möglichkeit, durch programmierte Alarmschaltungen an Termine oder medizinische Versorgung zu erinnern.
An den Einzelfall angepasstes Informationsmaterial ist für den jeweiligen Patienten immer verfügbar.
Das App «ACHESS» soll eine zusätzliche Hilfe auf dem Weg aus der Abhängigkeit sein. (Symbolbild) /


Ausserdem gibt es für den Anwender die Möglichkeit, sich unterwegs mit anderen App-Usern auszutauschen. Auf die Patienten hat die gewonnene Sicherheit durch die App eine beruhigende Wirkung und verhindert in kritischen Momenten den Kontrollverlust.
Beziehungsarbeit als Grundlage
Die Umsetzung der App war in diesem Ausmass nur durch einen Zuschuss von 23.800 Dollar (etwa 21'800 Franken) seitens der Kansas Health Foundation möglich. Ob die Application auch in der europäischen Medizin eingesetzt werden sollte, bleibt jedoch laut dem Experten fraglich.
«Amerikanische Therapien unterscheiden sich oftmals von der Vorgehensweise hierzulande. Man wendet sich dort auch häufiger an Telefon-Hotlines. In den USA steht die Zielsetzung meist an wichtigster Stelle, was man auch an den Inhalten der App erkennt. Hier ist es zunächst der Aufbau von sicheren Beziehungen, der zur Genesung verhelfen soll», sagt Hoeld abschliessend.