Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Dienstag, 20. Oktober 2015 / 12:11 h
ACHTUNG, SATIRE! Der erste Versuch von Christoph Blocher, etwas ähnliches wie eine Politdynastie zu etablieren, hatte nicht allzu viel Erfolg. Zwar war sein heimlicher Göttibub Christoph Mörgeli während 16 Jahren im Nationalrat, doch irgendwie sollte der trotz seiner Popularität beim Parteivolk nie wirklich durchstarten. Vielleicht lag es an seiner Frisur, an seinem etwas zu geschliffenen Auftreten oder an dem ihm immer anhaftenden Schwiegersohnfaktor, der ihm trotz seines aggressiven Auftretens den ultimativen Aufstieg in das Schweizer Politfirmament verwehrte. In den letzten vier Jahren, war es dann die Affäre, welche seine berufliche Karriere beendete, die auf ihm und seinem Image lasteten.
Das Ende von Mörgeli in der aktiven Politik zeichnete sich so schon länger ab und wurde mit einem Zangenangriff durch Blocher aufs Parlament jetzt Tatsache. Einerseits, indem Christoph Blochers leibliche Tochter, Magdalena Martullo-Blocher, in Graubünden für den Nationalrat antrat und andererseits mit Blochers heimlichem Adoptivsohn Roger Köppel, der sich in Zürich an allen SVP-Mitbewerbern vorbei ins Parlament drängte. Dass es am Schluss beide schafften, dürfte zwar etwas überraschend, aber für den Blocher-Klan umso erfreulicher sein, denn so eröffnet sich für die Bundesrats-Wahlen im November eine Affiche, die dämonischer nicht sein könnte.
Eveline Widmer-Schlumpf ist, seitdem sie hinterrücks den Guru ihrer damaligen Partei, Christoph Blocher stürzte und sich seinen Bundesratssitz krallte, der Stachel in der Seite der SVP und aller Leute, die etwas rechnen können. Nun könnte die SVP eine Konkurrentin aufstellen, die zumindest in gewissen Konturen fast deckungsgleich mit Widmer-Schlumpf wäre:
- Aus Graubünden? - Abgehakt
- Eine Frau? - Allem Anschein nach
- Doppelname, der zur Hälfte von einem Alt-Bundesrat stammt? - Affirmativ!
Auf gut Deutsch: Hier wird dem bürgerlich dominierten Parlament ein Angebot gemacht, dass zu gut zum Ablehnen ist, wenn in Bern nicht noch weniger stimmen sollte, als bisher angenommen.
Der erste Höhepunkt in der neuen Reality-Soap: Martullo-Blocher gegen Widmer-Schlumpf! /


Oder die FDP noch nicht in ihrer Rolle als Junior-Partnerin der SVP angekommen ist.
Natürlich mag man einwenden, dass auch Roger Köppel gerne Bundesrat wäre, aber es kann davon ausgegangen werden, dass ihm sein Adoptiv-Vater bereits die Nachfolge von Ueli Maurer versprochen hat, der über kurz oder lang den Bettel hinwerfen wird. Und wer findet, dass dies ein Albtraum-Szenario sei, dem sei gesagt, dass es mal eine Abwechslung wäre, wenn immerhin ein Bundesrat akzentfrei Deutsch sprechen kann.
Ein anderer Einwand: Martullo-Blocher hat absolut keine politische Erfahrung. Mag sein. Doch kein Problem ohne adäquate Lösung. Denn mit seiner Nicht-Wiederwahl sind Christoph «Göttibuebs» Mörgelis Kapazitäten wesentlich entlastet worden und würden neu für die Beratung Martullo-Blochers zur Verfügung stehen. Sozusagen als bundesrätlicher Consigliere im Stile eines Tom Hagen aus «der Pate» (sogar optisch käme das fast hin; Mörgeli müsste sich nur die Haare blond Färben lassen), einfach ohne Pferdeköpfe im Bett. Denn fallen gelassen wird Mörgeli bestimmt nicht - vielleicht wurde er von den Wählern gerupft, aber für Godfather Blocher steht fest, dass Mörgeli unfair demontiert wurde. Auch wenn ihn die Öffentlichkeit fallen liess, sein Götti wird ihm seine langjährige Treue belohnen und ihn auffangen.
Es sieht nun also besser aus, für den Blocher-Klan. Und bei der Art, wie in der Schweiz unterdessen Politik in den Medien abgehandelt wird, dürfte dies auch mit Freude von SRF willkommen geheissen werden, die dann ein neues Reality-Soap-Format verwirklichen könnten, das selbst gegen die Kardashians anstinken könnte: Macht, Industrie, Medien und ein Patriarch, der im Hintergrunde die Faden zieht - was für eine Story! Und das ist es ja, worauf es heute ankommt, oder? Denn was die Kims, die Bushs und die Kennedys können, das können wir ja schon lange! Willkommen beim Blocher-Clan!