Reta Caspar / Quelle: news.ch / Montag, 16. November 2015 / 13:44 h
Möglicherweise wird sie damit mehr Parallelgesellschaft ernten, weil die Islamverbände in der Regel Zusammenschlüsse eher konservativer Muslime sind, die eben gerade wenig zur Integration beitragen, sondern die Sentimentalität um alte Traditionen und die Sehnsucht nach der Muttersprache religionisieren.
Ein kürzlicher Besuch im Berner Haus der Religionen hat mich in dieser Ansicht bestärkt: Es sollte eigentlich «Haus der Menschen» heissen, nicht der «Haus der Religionen». Denn es kommen Menschen dort hin, die Menschen begegnen wollen: die gemeinsame Muttersprache und das gemeinsame Essen vertrauter Speisen aus der Herkunftskultur sind wesentlich. Deshalb gibt es ja auch immer noch eine «Swiss Church» in London, da wollen die Menschen Deutsch sprechen und sich mit anderen Expats treffen. Das eigentlich Religiöse - sofern es das ausserhalb des Menschlichen überhaupt gibt - steht nur für eine kleine Minderheit im Zentrum.
«Unser Innenminister begeht einen Jahrhundertfehler», sagte etwa der israelisch-palästinensische Psychologe und Extremismusexperte Ahmad Mansour. «Zu glauben, dass so Integration in die deutsche Gesellschaft gefördert wird, ist amateurhaft.» Es reiche nicht, Flüchtlingen den Weg zur Moschee zu zeigen.
Moschee in Deutschland (Garmisch Partenkirchen): Wirklich der beste Ort für Integration, Herr de Maizière? /


«Sie sollen lernen, wie Deutschland funktioniert, wo die besten Schulen am Ort sind, wie man eine Bewerbung schreibt, welche Chancen sie haben - und vor allem, welche Werte in dieser Gesellschaft gelten.»
(Die Welt, 11.11.2015).
Allenthalben ist die Politik versucht, Integrationsprobleme zu religionisieren und entsprechend Aufgaben an religiöse Trägerschaften zu delegieren - gemäss dem Mythos, dass diese eine wichtige Funktion für den Werteerhalt und den Zusammenhalt in der Gesellschaft hätten - und so überkommene Strukturen erhalten und sogar auszubauen. In Tat und Wahrheit haben die Kirchen diese Rolle längst verloren und wären ohne die Gehilfenschaft der Politik finanziell und sozial ein Randphänomen. Deren längst abhanden gekommene Gemeinnützigkeit zeigt sich auch in folgender Meldung:
«Bayerns Bistümer lassen sich die Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen in kirchlichen Einrichtungen erstatten. Das Erzbistum München-Freising hat einen entsprechenden Bericht des Münchner Merkur bestätigt.»
(br24.de 7.11.2015)
Die religiöse Fassade aufbrechen, das ist unsere Aufgabe als Freidenker. Ob in Saudi-Arabien, Bangladesh, den USA oder in Europa. Mit Fakten gegen Mythen antreten wird langfristig Erfolg zeitigen. Die Forschung zeigt klar: Die jungen Menschen informieren sich im Internet und wenden sich weltweit in steigendem Masse von den traditionellen kirchlichen Strukturen ab. Sie brauchen dazu unsere Präsenz in den Medien, um zu erkennen, dass sie nicht allein sind, sondern Teil der säkularen Bewegung, Teil der Zukunft auch in ihrem Land.