Skeptiker zweifeln zwar nach wie vor an einem baldigen Massenmarkt und einer schnellen Ablösung von Benzin- und Dieselmotoren. Dafür mangle es nach wie vor an technischen Lösungen, um Reichweite und Ausdauer der Batterien auf ein mit einer Tankfüllung vergleichbares Mass zu erhöhen.
Vorerst sei das Elektroauto daher eher als Stadt- bzw. Zweitauto geeignet, woran sich in den kommenden 15 bis 20 Jahren nichts ändern soll. Die Unternehmensberatung Roland Berger prognostiziert hingegen, dass sich der Markt für Elektrofahrzeuge wesentlich schneller entwickeln wird als angenommen und die «bevorstehenden Änderungen bei der Antriebstechnik die Automobilindustrie auf den Kopf stellen werden».
Batterien als Haupthindernis
Haupthindernis seien die Anforderungen an die Batterien. Gleichzeitig stellen sie jedoch den «attraktivsten Komponentenmarkt» dar. Das Gedränge auf diesem Markt werde in den kommenden zehn Jahren zu einer mehr als deutlichen Konsolidierung führen.
Herausforderungen ergeben sich etwa in den Bereichen leistungsstarker High-Energy-Batterien und in der Fertigung von Batteriezellen. An dem erwarteten Mrd.-Markt werden Roland Berger zufolge zu dem Zeitpunkt nur mehr weniger als zehn Player Anteil nehmen. Der erwartet rasche Konsolidierungsprozess im Batteriezellengeschäft sei etwa auf den aktuell hohen Investitionsbedarf zurückzuführen.
Wertschöpfungskette vor Neuordnung
«Entscheidendes Thema für die Zellhersteller wird sein, den Energieinhalt zu steigern, aber die Kosten zu reduzieren», erklärt Wolfgang Bernhart, Partner im Kompetenzzentrum Automotive bei Roland Berger. Der Innovationswettlauf zwischen den Marktteilnehmern werde daher entwicklungsseitig entschieden. Derzeit liege die Fixkostenintensität der Batterien etwa bei 75 Prozent. Von jedem Euro Umsatz fallen also Fixkosten in Höhe von 75 Cent an. «Aufgrund des hohen Cashbedarfs ist das Geschäft erst bei sehr hohen Stückzahlen rentabel», meint Bernhart.
Die Elektrifizierung automobiler Antriebe werde die aktuelle Wertschöpfungskette neu ordnen, die Konsolidierung vorantreiben und neue Partnerschaften fördern.
Die Obama-Regierung will der Batterieforschung neue Fördermilliarden zukommmen lassen. /


Im Batteriezellenmarkt seien momentan vorrangig japanische und koreanische Unternehmen stark aufgestellt, während sich chinesische Mitwerber in einer rasanten Aufholjagd befänden. Dabei profitieren sie von staatlicher Unterstützung und einem «einzigartigen Zugang zu kritischen Rohstoffen». «Der technologische Vorsprung, den die westlichen Hersteller bei den konventionellen Antrieben haben, ist nur schwer aufzuholen - das haben die Chinesen erkannt. Aber bei der Elektromobilität geht das Rennen jetzt erst los», so Bernhart.
Gemächliche Gangart der Automobilkonzerne
Die Unternehmen der Automobilindustrie müssten ihre noch »gemächliche Gangart überdenken« und den technologischen Fortschritt beschleunigen. Der Elektroautomarkt soll dennoch bereits bis 2020 auf einen Absatz von zehn Mio. Fahrzeugen wachsen.
Mit einem Anteil von 20 Prozent werde Westeuropa zu den Vorreitern der elektrischen Mobilität gehören. Bei Subventionen zugunsten des technologischen Fortschritts müssten die europäischen Regierungen jedoch darauf achten, im weltweiten Vergleich nicht den Anschluss zu verlieren. So hatte etwa US-Präsident Barack Obama vor wenigen Wochen angekündigt, der Batterieforschung neue Fördermilliarden zukommen zu lassen. Insgesamt liegen die USA mit einem 20 Mrd. Euro schweren Subventionspaket unangefochten an der Förderspitze.
China stellt im Vergleich derzeit nur eine Mrd. Euro in Aussicht. Angesichts eines prognostizierten Marktvolumens der Batterien als Elektroauto-Komponenten von zehn bis knapp 30 Mrd. Euro im Jahr 2020 dürfte sich das Engagement langfristig mehr als lohnen.