«Frankreich ist Vorreiter in Europa und wird auch in Zukunft den Ton angeben, was Elektroautos betrifft», urteilt auch Jörg Warnstorf, Geschäftsführer des Elektrofahrzeug-Instituts.
Um die Elektromobilität voranzutreiben, werden in Frankreich neue Standards geschaffen. Neue Wohnanlagen mit eigenen Parkplätzen müssen ebenso über Ladestationen verfügen wie Firmenparkplätze. Der Hersteller Renault-Nissan, der 2012 seine ersten Mittelklasse-Elektroautos auf den Markt bringen will, baut um 625 Mio. Euro eine Produktionsstätte für Elektroauto-Batterien, wobei ein Fünftel der Kosten der Staat übernimmt.
Rahmen dieser Massnahmen ist ein 440 Mrd. Euro schweres Umweltprogramm der Regierung, das bis 2020 eine Aufholjagd in Sachen Energieeffizienz und erneuerbare Energien erreichen soll.
Atomstrom kontraproduktiv für Branche
Als «Imagefrage» bewertet Warnstorf diese Bestrebungen, hinter denen vor allem die Einflussnahme der Automobil- und Energieerzeuger stehe. «Frankreichs Energie ist noch immer stark von Atomstrom geprägt, der jedoch aufgrund der Energieimporte grosse Überkapazitäten erzeugt.
Als Absatzmarkt bietet sich die Elektromobilität an, was von Renault-Nissan früh erkannt wurde», so der Experte. Für die gesamte Branche sei diese Strategie jedoch kontraproduktiv. «Elektromobilität ist nur sinnvoll, wenn dafür zusätzliche regenerative Energie bereitgestellt wird.



Die französische Regierung setzt auf Batterieerzeugung, Ladestationen und Prämien für Elektrofahrzeuge. /


Atomstrom als Antriebsquelle ist nicht vermittelbar.»
Deutschland hinkt hinterher
Deutschland hinke seinem westlichen Nachbarn deutlich hinterher, was Elektrofahrzeuge betrifft. «Die Lobbyarbeit der deutschen Autohersteller geht in die entgegengesetzte Richtung. Deutschland ist in Europa ein Bremser der CO2-Politik und steht bei Elektroautos im Abseits», urteilt Warnstorf.
Frankreich habe hingegen früh auf kleine Fahrzeuge umgestellt und die Leichtbau-Idee übernommen, was sich in der grossen Zahl französischer Zulieferbetriebe zeige. «Die Impulse für Elektromobilität werden in Zukunft aus Frankreich kommen.»
Verbreitung braucht politische Anreize
Elektromobilität kann sich schnell verbreiten, so die Expertenprognose. «Vergleicht man die Situation mit dem deutschen Photovoltaik-Markt, ist von einem sprunghaften Anstieg der Elektromobilität auszugehen, wo es Anreizprogramme wie etwa die 5000 Euro-Prämie gibt.» Entscheidend sei der politische Wille, was Warnstorf in Europa derzeit ausserdem in Dänemark und Österreich erkennt.
Wichtig sei für die Elektromobilität auch die Präsenz. «Es geht um Sehen und Gesehenwerden. Die ersten Fahrer sind Multiplikatoren für andere, weshalb die Verbreitung schnell vor sich gehen wird, sobald es Produkte gibt.» Entsprechend gehe Renault-Nissan vom raschen Absatz einer sechsstelligen Stückzahl aus.