tri / Quelle: news.ch / Freitag, 22. Januar 2010 / 12:59 h
Die Zahlen werden die Diskussion wieder anheizen, dass Deutsche den Schweizern Jobs wegnehmen oder das Sozialleistungs-Schlaraffenland Schweiz ausnutzen.
Im gestrigen fünfminütigen Beitrag der Sendung «10vor10» wurden zwei Deutsche porträtiert, die nach dem Verlust ihrer Stellen in der Schweiz versuchen, wieder in der Arbeitswelt Fuss zu fassen. Mit bisher wenig Erfolg.
Elke Huth, 49, und Sebastian Dressler, 25, sind beide auf der Suche nach einer neuen Stelle. Sebastian Dressler, gelernter Schlosser ist seit vier Monaten arbeitslos. Der tägliche Gang zum Briefkasten ist wie eine Folter und belastet den jungen Mann aus Hamburg ganz schön schwer. Von 120 Bewerbungen hat er lediglich 5 schriftliche Absagen erhalten. Die Wohnung, die er mit seiner Schweizer Freundin teilt, ist zu teuer geworden. Sie müssen zügeln.
«Schweizer würden vorgezogen»
Dressler lebt und arbeitet seit vier Jahren in der Schweiz und erhält 2500 Franken pro Monat von der Arbeitslosenkasse. Er bemüht sich sein Hochdeutsch mit schweizerdeutschen Formulierungen zu durchsetzen. Er klingt ein bisschen wie Ottmar Hitzfeld. Vom Polternden Deutschen keine Spur.
Dressler weiss nicht, ob die aktuelle Ausländerdebatte mit ein Grund dafür ist, dass er noch keinen Job gefunden hat.



Das RAV registriert mehr Deutsche. /


Elke Huth, gelernte Hoteldirektorin, sucht schon seit einem Jahr nach einer neuen Stelle. Auch sie hat nur Absagen erhalten und wirkt nicht, als läge das an einem irritierenden Auftreten. Sie meint, dass die Schweizer auf dem Arbeitsmarkt vorgezogen und es «den Deutschen nicht unbedingt einfacher machen würden». Der Gang zum RAV fällt auch ihr schwer, da sie gern auf eigenen Beinen steht. Sie erhält monatlich 4500 Franken, aber nur teilweise.
Beide wollen bleiben
Zurückgehen nach Deutschland, mag sie nicht, da sie das Land und die Menschen liebe. Die Schweiz sei für sie wie eine zweite Heimat. Auch Dressler wolle bleiben. Er sucht im Moment nach einem Job, um seine Weiterbildung zum Fitnesstrainer bezahlen zu können.
Susanne Meier vom RAV in Rheinfelden bestätigt den Trend: Mehr Deutsche würden bei ihr anklopfen, es seien hauptsächlich gut qualifizierte Arbeitskräfte. Doch leider sagt sie nichts zum Verhältnis von Bewerbungen zu den Absagen bei Deutschen. So bleibt auch die Frage ungeklärt, ob Deutsche tatsächlich in irgendeiner Form benachteiligt werden, oder nicht.
Dass in der Schweiz in bestimmten Branchen bevorzugt Landsleute eingestellt werden, dürfte kaum verwunderlich sein. Zwar sind die kulturellen Unterschiede nicht sehr gross, aber sie sind da.