Im Rahmen der internationalen Beziehungen seien solche Erklärungen aus dem Munde eines Staatschefs untragbar, sagte die Nummer eins der Vereinten Nationen in Genf auf die Frage eines Journalisten.
Die UNO-Vertretung in Genf sieht Ordzhonikidze auch nach dem Aufruf Gaddafis ausreichend durch Sicherheitskräfte geschützt: «Sie können Ruhe bewahren», sagte er.
Ordzhonikidze widersprach zudem Gerüchten, wonach Libyen den europäischen Sitz der UNO von Genf in ein anderes Land verlegen wolle. Er habe nie ein offizielles Schreiben aus Tripolis mit diesem Inhalt erhalten, sagte er.
«Sehr ungewöhnliche Aussagen»
Am Donnerstagabend hatte der libysche Machthaber zum heiligen Krieg gegen die Schweiz aufgerufen. In einer Rede in der ostlibyschen Stadt Benghasi bezeichnete er die Schweiz wegen des Minarettverbots als «ungläubig» und «abtrünnig».
Der Schweiz müsse mit allen Mitteln der Dschihad erklärt werden, sagte Gaddafi. Jeder Muslim, der mit der Schweiz Geschäfte mache, sei ein «Ungläubiger», der sich gegen den Islam stelle.
Nicht nur bei der UNO stiess der Aufruf Gaddafis auf wenig Verständnis: Ein EU-Kommissionssprecher sprach von «sehr ungewöhnlichen Aussagen auf diplomatischer Ebene», falls die Berichte denn korrekt seien.
Verschärfung der Lage nicht erwünscht
Die Aussagen kämen in einem unglücklichen Moment, da man nahe daran sei, eine diplomatische Lösung des Konflikts zwischen der Schweiz und Libyen zu finden.
Gaddafi rief zum Dschihad gegen die Schweiz auf. /


Der italienische Aussenminister Franco Frattini rief zur Ruhe auf.
Es sei weder im Interesse Europas noch im Interesse Italiens, wenn sich die Lage verschärfe, sagte er der Internetzeitung Affaritaliani.it, wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtete. Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wollte den Aufruf Gaddafis nicht kommentieren.
«Wollen damit nichts zu tun haben»
Laut dem Islam-Experten Hasni Abidi ist Gaddafi aus religiöser Sicht gar nicht berechtigt zum Aufruf zum Heiligen Krieg. Zudem hätten die Worte des libyschen Machthabers kein Gewicht in der arabischen Welt, sagte der Leiter des Forschungszentrums für arabische Länder in Genf auf Anfrage.
Der Aufruf Gaddafis habe mit dem Islam nichts zu tun, sagte Bashir Gobdon vom somalischen Kulturverein Zürich der Nachrichtenagentur SDA. Der Aufruf sei nicht tolerierbar, er sei lächerlich: «Wir wollen damit nichts zu tun haben.»