Seraina Lutz / Quelle: news.ch / Freitag, 26. März 2010 / 14:55 h
news.ch:
Alle sind auf Facebook. Wie nutzen Sie das soziale Netzwerk?
Sacha Wigdorovits:
Ich bin ziemlich spät zu Facebook gekommen, denn ich hatte immer etwas «Schiss», dass es sich um einen Zeitfresser handeln könnte. Aber ich habe es dann gemacht, weil ich der Meinung bin, dass wir von unsere Agentur her den Kunden Antworten geben müssen, ob es für sie Sinn macht Facebook zu nutzen und wenn ja wie. Was mich an Facebook beeindruckt hat ist die Benutzerfreundlichkeit und letztlich auch, dass man eine klare Wahl hat, was man Preis geben möchte und was nicht.
news.ch:
Ist das Ihnen auch wichtig, dass Sie selbst entscheiden was Sie öffentlich machen und was nicht?
Sacha Wigdorovits:
Ja sehr. Am Anfang habe ich Facebook nur für private Zwecke genutzt. Es ist ein gigantisch gutes Tool, um mit Leuten auf der ganzen Welt den Kontakt zu pflegen.
news.ch:
Sie werden wohl viele Freundschaftsanfragen erhalten. Lehnen Sie Freundschaftsanfragen auch ab?
Sacha Wigdorovits:
Ja definitiv. Ich lehne Freunde und auch Fangruppen ab.
news.ch:
Sie selektieren welche ihre Freunde sind und welchen Fangruppen Sie beitreten. Welcher Fangruppe sind Sie kürzlich beigetreten?
Sacha Wigdorovits:
Der Fangruppe «Blick newsroom» bin ich beigetreten, weil ich mich dafür interessiere.
news.ch:
Sprechen wir über Facebook im Berufsleben: In welcher Hinsicht ist die Network-Plattform für Ihre Arbeit von Nutzen?
Sacha Wigdorovits:
Wir diskutieren momentan intern darüber. Es gibt bei unseren Kunden einige, die Facebook bereits nutzen. Aber man muss klar sehen, dass es nicht für alle Kunden Sinn macht.
news.ch:
Können Sie einen Kunden nennen, bei dem Sie Facebook zu PR-Zwecken nutzen?
Sacha Wigdorovits:
Carl Hirschmann. Wir mussten feststellen, dass der «Blick» oder «20 Minuten» gewisse Sachen, die Carl Hirschmann gesagt hat, einfach nicht aufgenommen haben, weil es nicht in ihre These oder ihre Story passte. Darum haben wir gesagt, wir gehen damit auf Facebook und alle Medien haben es aufgenommen.
Kommunikations-Profi Sacha Wigdorovits über «Social Network». /

«Ich lehne Freundschaftsanfragen bei Facebook auch ab», so PR-Berater Sacha Wigdorovits. /


Das machen wir nun auch bei den aktuellen Vorwürfen gegen Carl Hirschmann.
news.ch:
Zeigt das Beispiel Ihres Kunden Carl Hirschmann, dass die klassische PR-Arbeit am Ende ist?
Sacha Wigdorovits:
Ich glaube nicht, dass die PR-Arbeit in fünf Jahren nur noch via Social Media funktioniert. Aber ich denke, dass es für viele Unternehmen als Teil einer gesamten PR-Strategie immer wichtiger wird.
news.ch:
Um noch auf die Medienlandschaft zu sprechen zu kommen. «20 Minuten» hat einen Lesereinbruch von 4 Prozent erlitten. Wie sehen die Zukunft der Zeitungen?
Sacha Wigdorovits:
Bei «20 Minuten» ist es schwierig zu sagen, ob es mit einem geringeren Leserinteresse zusammenhängt oder ob sie einfach aufgrund der Wirtschaftslage die Auflage reduziert haben. Es kann aber auch sein, dass das nur eine Ausrede ist und sie wirklich Leser verloren haben. Weil zum Beispiel der «Blick am Abend» seine Leserzahl massiv steigern konnte.
news.ch:
Also würden Sie nicht sagen, dass die digitalen Medien in Zukunft die Printmedien übernehmen werden?
Sacha Wigdorovits:
Wenn Sie einen i-Pad haben und darauf den «Blick» lesen. Ist es dann ein Print- oder ein digitales Medium? Letztlich ist es eine Definitionsfrage.
news.ch:
Das stimmt. Halten Sie es denn für möglich, dass die Leute für digitale News in Zukunft bezahlen würden?
Sacha Wigdorovits:
Nein, das ist genau das Problem, denn die wenigsten Leute werden für Inhalte bezahlen.
news.ch:
Das heisst, Sie sehen «Paid Content» nicht als Lösung?
Sacha Wigdorovits:
Nein, denn ich glaube, dass die Leser nur bereit sind zu bezahlen, wenn es sich wirklich um exklusive Informationen handelt.
news.ch:
Wie müsste dann der Journalismus sein, damit die Leute dafür bezahlen würden?
Sacha Wigdorovits:
Gewisse Medien machen den grossen Fehler, dass sie die Leute nicht ernst nehmen. Viele Medienverantwortlichen denken, dass sie die Information kontrollieren und dass die Leute auf sie angewiesen sind. Aber das ist heute nicht mehr der Fall. Das heisst erstens muss die Qualität der News stimmen. Zweitens müssen die Inhalte die Leser interessieren. Drittens muss die Verpackung, das Auftreten des Formats professionell sein. Aber das Grundproblem von vielen Medien ist, dass die Qualität nicht stimmt.