Wie das in Besitz von Rupert Murdochs News Corporation befindliche Unternehmen wissen lässt, haben die «Times» und das Schwesternblatt «The Sunday Times» seit den Sommermonaten insgesamt 105.000 zahlende Kunden gewinnen können. Die von vielen Branchenexperten erwartete Leserabwanderung ist ausgeblieben. Gestärkt durch dieses erfolgreiche Ergebnis könnten nun auch andere Zeitungshäuser nachziehen und ihre Webangebote auf Paid Content umstellen.
«Ich glaube schon, dass dieses ermutigende Ergebnis aus Grossbritannien eine Signalwirkung auf andere Nachrichtenverlage ausüben kann. Die ersten positiven Erfahrungen mit Paid Content können auch in Deutschland Verlage ermutigen, mit ähnlichen Geschäftsmodellen zu experimentieren», meint Holger Kansky, Referent im Bereich Multimedia beim Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV). Die erfolgreiche Umstellung der Times zeige, dass sich im Web zunehmend eine Bezahl-Kultur etabliere, die von den Verlagen genutzt werden kann.
Abonnenten und Gelegenheitskäufer
«Diese Zahlen beweisen eindeutig, dass es eine grosse Zahl von Menschen gibt, die bereit sind, für Qualitätsjournalismus in digitalen Formaten zu bezahlen», zitiert die New York Times Rebekah Brooks, Chief Executive von News International, dem London-basierten Arm der News Corporation, der sowohl «Times» als auch «Sunday Times» herausgibt. Von den 105.000 zahlenden Kunden seien rund die Hälfte regelmässige Abonnenten der Webseiten oder der Angebote auf dem iPad bzw.
Funktioniert Paid Content? Die Macher von «The Times» glauben daran. /


für den E-Reader Kindle. Die andere Hälfte besteht aus Gelegenheitskäufern, heisst es vom Unternehmen.
Der vorgelegten Bilanz zufolge kommen zu den 105.000 Bezahlkunden zusätzlich noch 100.000 Nutzer dazu, die ein Print-Abonnement besitzen und sich für einen kostenfreien Zugang zu den digitalen Angeboten angemeldet haben. Was den Wechsel der User auf das Paid-Content-Modell betrifft, ergibt sich somit eine beeindruckende Umstiegsrate von rund 70 Prozent.
Paid Content vs. Gratis-Nachrichten
Die Einführung eines Bezahlmodells auf den Webseiten von «Times» und «Sunday Times» im vergangenen Juni wurde von Branchenexperten durchwegs eher skeptisch aufgenommen. Diese befürchteten, dass sich aufgrund der Umstellung viele der Stammleser von den Seiten der Blätter verabschieden und stattdessen zu anderen Nachrichtenportalen im Netz abwandern könnten, wo die gleichen Inhalte noch kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Ob der positive Erfahrungsbericht der Times nun tatsächlich dazu führen wird, dass weitere Nachrichtenhäuser auf den «Paid Content»-Zug aufspringen werden, wird wohl erst die Zukunft zeigen. «Paywall-Modelle funktionieren umso besser, je mehr Verlage sich diesem Ansatz anschliessen. Wenn es den Usern möglich ist, die selben Inhalte auf anderen Webseiten gratis zu konsumieren, werden sie dorthin ausweichen», betont Kansky.