ht / Quelle: pd / Samstag, 22. Mai 2010 / 09:33 h
Zu diesen Ergebnissen
kommt eine Studie des Nationalen Forschungsschwerpunkts Klima
(NFS Klima), die von Forschern der ETH Zürich durchgeführt wurde.
Hitzewellen setzen der Gesundheit zu. Das wurde der Bevölkerung spätestens
im Hitzesommer 2003 klar, unter dem vor allem ältere und gesundheitlich angeschlagene
Menschen zu europaweit leiden hatten.
Die Forscher Erich Fischer und Prof. Christoph Schär
vom Institut für Atmosphäre und Klima der ETH Zürich legten dar, in welchen
Teilen Europas sich die klimatischen Risikofaktoren für die Gesundheit der
Menschen am meisten ändern werden. Die Studie ist in der Fachzeitschrift
Nature Geoscience erschienen.
Sechs Modelle – verlässliche Aussagen
Sechs verschiedene hochaufgelöste Klimamodelle setzten die Forscher ein, um
zu untersuchen, ob Tage mit erhöhtem Gesundheitsrisiko zunehmen. Am Anfang
ihrer Untersuchung standen zwei zentrale Fragen: Lässt sich abschätzen,
wo Hitzewellen künftig zu Gesundheitsrisiken führen, obwohl es bei der Modellierung
der klimatischen Risikofaktoren Unsicherheiten gibt? Und werden die
hitzebedingten Gesundheitsrisiken möglicherweise durch die zu erwartende
Abnahme der relativen Luftfeuchtigkeit abgeschwächt?
Die Modelle prognostizieren
zwar, dass die zunehmende Trockenheit Südeuropas die relative Luftfeuchtigkeit
etwas reduzieren. Aber genau in den besonders stark betroffenen
Regionen, entlang von Küsten, bleibt naturgemäss eine gewisse Feuchtigkeit
erhalten. Die hohe absolute Luftfeuchtigkeit macht den Menschen bei Hitzewellen
besonders zu schaffen.
Risikofaktoren nehmen zu
«Auch die Antwort auf die erste Frage», erklärt Erich Fischer, «ist überraschend
klar. Die Modelle zeigen übereinstimmende Änderungsmuster – auch wenn das
Ausmass der Änderungen von Modell zu Modell unterschiedlich ist.» Die Hitzewellen
nehmen gemäss der Studie vor allem auf der iberischen Halbinsel und
im Mittelmeerraum erheblich zu. Zwischen 1961 und 1990 gab es lediglich alle
3-5 Jahre eine Hitzewelle.
Die Risikofaktoren nehmen zu. /


In der Zeit zwischen 2021 und 2050 dürfte es durchschnittlich eine pro Jahr sein, und zwischen 2071 und 2100 wird die Gesundheit
jährlich durch die Folgen von 2-5 Hitzewellen gefährdet.
Extrem hohe Tages - und
Nachttemperaturen, eine hohe relative Luftfeuchtigkeit und die Länge der
Hitzewelle sind die entscheidenden gesundheitsgefährdenen Faktoren. Insbesondere
warme Nächte verstärken die Hitzeeffekte auf die menschliche Gesundheit.
Diese klimatischen Risikofaktoren – so die Hauptaussage der Studie –
nehmen in den kommenden Jahrzehnten zu.
Mehr Hitzetage in Ballungsgebieten
Neu an den Modellberechnungen der Wissenschaftler ist nicht zuletzt, dass sie
aufzeigen, wo in Europa die Hitzewellen der Zukunft die grössten Risiken darstellen.
Die Anzahl gesundheitsgefährdender Hitzetage nimmt in den Flusstälern
Südeuropas wie der Poebene, dem Unterlauf der Donau sowie entlang der
Mittelmeerküsten am stärksten zu. In diesen Regionen wird es künftig nicht nur
viel wärmer, sondern es bleibt auch vergleichsweise feucht. «Die Gebiete mit
der grössten Zunahme des Risikos haben leider meist sehr hohe Bevölkerungsdichten», erklärt Fischer. Betroffen sind Millionenstädte wie Athen, Bukarest,
Marseille, Mailand, Rom und Neapel.
Dieses Ergebnis ist umso bedeutender,
als die Studie spezifische urbane Faktoren gar nicht berücksichtigt. Städte heizen
sich stärker auf und kühlen weniger ab als das offene Land. Dieser sogenannte
„Wärmeinseleffekt“ könnte das gesundheitliche Risiko in Grossstädten
zusätzlich verschärfen.
Anpassungsmassnahmen und Hitzewarnsysteme
Genaue Angaben zum Ausmass der künftigen Hitzewellen, so betonen die beiden
ETH-Forscher, liefere ihre Untersuchung nicht, da es sich um Modellberechnungen
handle. Doch die Vorhersagen zeigen klar, wo der Klimawandel die
Hitze zum Risikofaktor für die menschliche Gesundheit macht.
Diese Informationen
sind laut den Forschern wichtig für künftige Anpassungsmassnahmen und den Aufbau
von eigentlichen Hitzewarnsystemen. Solche Vorkehrungen sind wichtig, um die
negativen gesundheitlichen Auswirkungen zukünftiger Hitzewellen zu beschränken.