asu / Quelle: news.ch / Donnerstag, 16. September 2010 / 08:06 h
Seit Jahren beweisen uns die Entwickler von Naughty Dog immer wieder, wie man Spiele-Atmosphäre generiert und Joypad-Athleten an den Bildschirm fesselt. Das war seinerzeit mit dem Debüt des Jump’n Run-Klassikers «Jak & Daxter» auf der Playstation 2 so, wie mit den beiden Uncharted-Abenteuern der aktuellen Konsolen-Generation.
Shambhala
Viele Jahre lebte Marco Polo am Hofe des chinesischen Kaisers. Für seine Rückfahrt nach Europa 1292 liess er 14 Schiffe mit Reichtümern beladen. Auf dem Kurs Richtung Italien gerieten sie in einen Sturm. Bloss ein einziges Schiff erreichte schliesslich den Hafen von Venedig. Besatzung und Fracht der übrigen Flotte galten seither als verschollen.
Nathan Drake ist auch in diesem Teil des Abenteuers der Held und steht im Mittelpunkt der Ereignisse. Zusammen mit zwei alten Bekannten dringt er in ein schwer bewachtes türkisches Museum ein, um ein Objekt zu stehlen, das persönliche Hinweise von Marco Polo enthält, die erklären, was mit der auf hoher See verloren gegangenen Flotte wirklich geschah. Der Coup gelingt.
Durch den «Fünf-Finger-Rabatt» vom Museum erfährt er darüber hinaus, dass Marco Polo den sagenumwobenen Cintamani-Stein gefunden hat, welcher der buddhistischen Mythologie zufolge Wünsche erfüllen kann und einen gigantischen Wert hat. Im unentdeckten Reich von Shambhala, uns besser bekannt als Shangri-La, soll er verborgen liegen. So bricht Drake in den Himalaja auf, um dort nach dem mythischen Artefakt zu suchen. Doch er ist nicht der einzige, der hinter der erlesenen Kostbarkeit her ist.
Indiana Jones lässt grüssen
Man erkennt, dass Naughty Dog erneut in das Leveldesign viel Zeit und Aufwand investiert hat. Die Schauplätze sind einfach umwerfend und die Weitsicht ist phänomenal! Immer wieder führen minutenlange filmreife Zwischensequenzen die abenteuerliche Story weiter. Dabei agieren die Charaktere schon beinahe wie richtige Schauspieler. Die Akteure sind teilweise so gut in Szene gesetzt, dass sie einen leicht vergessen lassen, dass hier bloss texturierte Polygonmodelle operieren.
Uncharted 2 widerspiegelt das Action-Adventure, so wie ich es liebe. Da gibt es zum einen den typischen Abenteuer-Part, bei dem es stimmungsvoll und gemächlich zu und her geht. Im Fokus stehen Wegfindung, Kletterpassagen, ein paar Rätseleinlagen und ein spannender Storyverlauf. Andererseits muss das alles auch kräftig mit Action-Einlagen gewürzt sein. Mit Situationen beispielsweise, wo man aufwacht und sich plötzlich inmitten eines zerstörten Eisenbahnwaggons wiederfindet, der drauf und dran ist über eine Bergkante wegzurutschen und ins Tal abzustürzen. Oder wo Überraschungsmomente für Schiessereien und Kampfhandlungen mit den Bösewichtern auf mich hereinbrechen.
Solch heraufbeschworene Stimmungen - eine grandiose Spielatmosphäre eben - sind Elemente von zentraler Bedeutung für dieses Spielgenre.
Manchmal bleibt nur die Flucht über die Dächer. (Uncharted 2 - Among Thieves, PS3) /

Wenn's sein muss, kann Nate mit dem Seil eine Felswand durchqueren. (Uncharted 2 - Among Thieves, PS3) /

Für den Kampf werden alle Mittel eingesetzt. (Uncharted 2 - Among Thieves, PS3) /

Auch in Ausgrabungsstätten wird scharf geschossen. (Uncharted 2 - Among Thieves, PS3) /

Uncharted 2 - Among Thieves (PS3) /

Uncharted 2 - Among Thieves (PS3) /


Das Ganze verflechtet Naughty Dog so perfekt ineinander, dass mich der komplett lineare Ablauf des Games keineswegs stört. Im Gegenteil: Die Suche nach dem Cintamani-Stein ist für mich wie ein Indiana-Jones-Film, der jedoch nicht einfach an mir vorbeigleitet, sondern mich vielmehr mitten ins Geschehen hinein katapultiert und mich aktiv am Abenteuer teilhaben lässt.
Leichter Einstieg
Der Zugang ins Spiel geht leicht von der Hand, und wer «Tomb Raider» gespielt hat, fühlt sich in Uncharted 2 sofort heimisch. Natürlich ist eine ausschaltbare Steuerungshilfe vorhanden, welche ungeübten Spielern die diversen Kletter-, Sprung-, Ziel- und Abschussaktionen erklärt. Die Joypad-Belegung ist sinnvoll und geht leicht in Fleisch und Blut über. Das Klettern verlangt dem Spieler nicht besonders viel Geschick ab. Nathan Drake hält sich immer irgendwo noch fest. Stürzt er trotzdem mal ab, hat man vielleicht bloss den Sixaxis-Controller mit der Fernsteuerung seines Modell-Helikopters verwechselt...
Um Kampfsituationen spannender zu gestalten, kann Nathan Drake höchstens zwei verschiedene Waffen gleichzeitig auf sich tragen. Die digitalen Buttons erlauben den Wechsel zwischen ihnen. Auch das Nachladen mit Munition wird mit diesen getätigt, was zusätzlich Zeit kostet und mitten im Kampf durchaus auch mal für Schweissausbrüche sorgen dürfte. Mit dem «Quadrat-Button» werden Widersacher zusätzlich auf lautlose Weise erledigt, und im Nahkampf darf Drake ausserdem seine Fäuste einsetzen. Dem Spieler bleibt dabei die Übersicht gewahrt, denn mit dem rechten Analogstick wird die Kamera bedient, die unseren Helden stets im Zentrum hält und jederzeit eine stufenlos einstellbare Blickrichtung ermöglicht.
«Ich brauchte Zeit, um zu staunen»
Die Grafik des Games lässt Augen aufreissen und Hüte hochschnellen. Sie braucht sich selbst im Vergleich zu PC-Krachern, wie «Crysis» keineswegs zu verstecken. Entsprach die Optik von Teil 1 bereits einem schmackhaften Doppelburger mit Cocktailsauce, Zwiebeln, Mayo, Salat und Tomaten, so sind den Bildern der aktuellen Fortsetzung noch mindestens eine weitere Fleischeinlage, Käse, Speck und Gurken dazu zu rechnen. Es gab Momente, da konnte ich einfach nicht mehr weiterspielen. Ich brauchte Zeit, um zu staunen.
Die Texturauflösungen von Bäumen dicht bewachsener Wälder, oder selbige von Bächen, Tümpeln oder Wasserfällen sind verfeinert worden und sehen noch einen Tick besser aus. Das Spiel von Helligkeit und Schatten in Borneo’s Urwäldern und Sümpfen beispielsweise, oder die Effekte der Beleuchtung von Gebäuden durch mehrere Lichtquellen herrührend, bezirzen meine Sinne derart, dass ich bald achtgeben muss, nicht selber damit zu beginnen, an der Hochkante meines Kleiderschranks herum zu hangeln...
Platinum-Edition im Handel
Inzwischen kann man beide Uncharted-Abenteuer als Platinum-Edition günstig im Handel erwerben. Die angebotenen Versionen sind ungeschnitten und ab 16 Jahren zu bekommen. «Among Thieves» enthält auch eine Mehrspieleroption, in denen bis zu zehn Teilnehmer in entsprechenden Partien gegeneinander oder miteinander antreten dürfen.
Fazit
Der Name Naughty Dog steht zurecht für qualitativ hochstehende Games mit viel Tiefgang und spannenden Inhalten. Mit Uncharted 2 haben die Entwickler uns dies einmal mehr bewiesen. Wer sich ein rund 12-stündiges Schatzsuch-Abenteuer reinziehen möchte, liegt mit diesem Titel völlig richtig. Der abwechslungsreiche, aber lineare Ablauf des Action-Adventures lässt unserem Helden zwar nur wenig Bewegungsfreiheit, punktet aber vollends mit bombastischer Grafik, klugem Leveldesign und toller Spielatmosphäre.