asu / Quelle: news.ch / Freitag, 5. November 2010 / 14:43 h
Ältere Spieler erinnern sich vielleicht noch an den Klassiker „Lemmings“, die man Level für Level jeweils sicher zum rettenden Ausgang lenken musste. Die tapsigen kleinen Tierchen latschten einfach drauflos, und wenn man nicht intervenierte, um einzelne Watschler zu Spezialisten einer bestimmten Tätigkeit zu graduieren, marschierten sie blindlings ins Verderben.
Minimalismus pur
Ähnlich diesem Prinzip geht es auch in Echoshift zu und her. Auch hier gilt es, den Levelausgang zu erreichen. Das Game präsentiert sich total schlicht, ohne Geschichte oder hightechmässigem Grafik-Schnick-Schnack. Dafür liegt die Konzentration voll beim Inhalt, den Aufgaben, die zu bewältigen sind. Schnell dürfte jedem Spieler klar werden, dass hier einzig Köpfchen, Scharfsinn, Verstand, kombiniert mit Schnelligkeit und Effizienz gefordert werden.
Überwindung der vierten Dimension
Euch steht eine Figur zur Verfügung, die nur gehen, aber keine Sprünge vollziehen kann. Um zum Levelausgang zu gelangen, sind Abgründe oder Fallen zu überwinden oder Schalter zu betätigen, um beispielsweise Brücken herauszufahren. Dabei seid ihr ganz auf euch alleine gestellt. So ist leider kein Partner zur Stelle, der im unteren Levelteil einen Schalter gedrückt hält, damit ihr oben ein Hindernis passieren könnt. Niemand eilt euch zu Hilfe. Doch alleine sind die Aufgaben nicht zu schaffen. Was also tun?
Die einzige Möglichkeit, sich zur selben Zeit alleine an verschiedenen Orten aufzuhalten, ist nur durch die Überbrückung der vierten Dimension realisierbar, wie wir ja alle wissen. Mit andern Worten: In Echoshift werdet ihr zu einem Zeitreisenden. Alle Handlungen in den verschiedenen Level-Lokalitäten und Zeitabschnitten vereinigen sich am Ende zu einem Ganzen und sind der Schlüssel, ein Levelpuzzle zu lösen.
Zeit ist unser Feind
Obwohl man in Echoshift keine um sich schlagende oder schiessende Gegner antreffen wird, ist ein Feind allgegenwärtig: Die Zeit. Und die ist gnadenlos. Ist der Timer bei Null angelangt, wird eure Aktion abgebrochen und die ganze Szene zurückgespult.
Das Denk- und Knobelspiel «Echoshift» für Sonys PSP. /

Die Grafik ist total schlicht gehalten. (Echoshift, Sony PSP) /

Die Echos stehen auf Schaltern, damit unser Held die Abgründe passieren kann. /

Manchmal muss man warten, bis alle Echos fertig sind. (Echoshift, PSP) /

Eine Lösung ist nicht immer von Anfang an ersichtlich. (Echoshift, PSP) /

Abgedunkelte Bildbereiche erschweren später die Problemlösung zusätzlich. /


Euer Charakter erreicht einen neuen zeitlichen Abschnitt und kann anderswo im Spielfeld tätig werden. Gleichzeitig wird von der Spielfigur ein Klon erzeugt, eben ein Echo, welches genau jene Aktionen tätigt, welche der Charakter des Spielers zuvor durchgeführt hat. Bis zu acht Klone können sich so zeitgleich auf dem Spielfeld tummeln. Spätestens jetzt sollte man aber den Levelausgang erreichen.
Parallele Prozesse vergegenwärtigen
Die Aufgaben sind ohne Echos meist nicht zu lösen. Je weniger Klone ihr jedoch benötigt, desto besser wird eure Bilanz am Ende. Arbeitsteilung und Multitasking sind zur Bewältigung der Knobeleien gefragt. Mit zunehmender Fortsetzung werden die Levels schwieriger und immer mehr Anteil taktischen und vorausschauenden Denkens wird vom Spieler abverlangt. Das Game fordert eure Hirnzellen richtig heraus! Multiple Denkweise und die Vorstellungskraft, wie einzelne Abläufe am Ende in der Summe zusammenspielen, bringt eure Gehirnmasse durchaus auch mal zum Glühen. Die Herausforderungen sind zum Finale des Spiels wirklich hoch angesetzt, zumal zusätzliche Gemeinheiten, wie z.B. bewegliche Blöcke oder abgedunkelte Bildbereiche Einzug halten.
Schatten aus der Vergangenheit
Fast immer bedeutet die Herangehensweise einer neuen Aufgabenstellung erst mal „try and error“. Dann aber gestaltet sich die Überwindung eines punctus cnactus etwa nach folgendem Schema: Ein Echo öffnet das Tor, der nächste überwindet einen Abgrund, wieder ein anderer ist so koordiniert, dass er zum richtigen Zeitpunkt einen Schalter so lange drückt, dass der Vierte im Bunde ein Hindernis passieren kann. Voneinander getrennt, und komplett eingesperrt in ihren eigenen Zeitfenstern, eröffnen schliesslich die eigenen Schatten aus der Vergangenheit unserem Protagonisten einen Weg durch den Level zum rettenden Ausgang.
Fazit
Puh – Echoshift ist Konzentration pur. Ich wusste nicht, dass man nach einer handvoll Partien sich derart niedergeschlagen aus dem Sessel erheben würde. Meine Hirnzellen waren so ausgelaugt vor Erschöpfung, dass ich in der anschliessenden Kaffeepause, beim Anblick meines angebissenen Riesen-Gipfelis, schon beinahe der Halluzination unterlag, dem Brain-Bug aus „Starship Troopers“ angesichtig zu sein...
Wer Knobel- und Puzzlespiele mag und gerne auch mal gedanklich der Aussenwelt fern bleiben möchte, findet mit Echoshift das perfekte Spiel. Hat euch euer Schwarm verlassen, geht nicht trinken, um zu vergessen, sondern spielt Echoshift! Das Teil lenkt wunderbar ab und lässt einem zumindest vorübergehend alle sorgenvollen Gedanken aus dem Gedächtnis verlieren. Das Denkspiel ist zwar grafisch und soundmässig höchst spartanisch ausgestattet, doch für etwas Gehirnjogging braucht’s das auch nicht. Hingegen ein Leveleditor wäre für das Game eine sinnvolle Bereicherung gewesen.