David Nägeli / Quelle: news.ch / Freitag, 28. Januar 2011 / 12:10 h
Die Demonstrationen wurden via Facebook und Twitter geplant. Demnach wollen über 70'000 Menschen gegen «Korruption, Arbeitslosigkeit und Unterdrückung» auf die Strassen gehen. Als Reaktion auf die vermutlich grösste geplante Demonstration in den letzten Wochen und aus Angst vor einem ähnlichen Schicksal wie es die tunesische Regierung erleiden musste, hat der ägyptische Staat die repressiven und präventiven Massnahmen stark verschärft.
Internet-Provider rund um die Welt verzeichneten um 12.30 Uhr Ortszeit einen gewaltigen Einbruch der in- und ausgehenden Internetverbindungen von Ägypten. Es wird vermutet, dass run 80% der Internetverbindungen gekappt wurde. Als Resultat davon ist auch die Homepage der US-Botschaft in Kairo nicht mehr erreichbar.
Hacker drohen Ägypten
Nichtsdestotrotz haben einzelne, computerbewandte Ägypter Umwege gefunden, um trotzdem via Internet kommunizieren zu können - hier erkennt man, wie schwer es ist, ein Land komplett vom Internet fernzuhalten.
Anonymous, die Hackergruppe die um die Wikileaks-Affäre an Bekanntheit gewonnen hat, droht bereits mit Angriffen auf das digitale Natzwerk der ägyptischen Regierung, sollte sie den Bürgern weiterhin jegliche Kommunikationsmöglichkeiten unterbinden.
Die Regierung will um jeden Preis eine Revolution verhindern. /

Botschaftsdepesche: Polizeigewalt ist enorm
Wikileaks hat heute ebenfalls zur Erhöhung der Anspannung beigetragen, in dem eine Depesche vom Januar 2010 veröffentlicht wurde. In ihr berichtet die US-Botschafterin von «täglicher Polizeigewalt» und «Misshandlung der Gefangenen». Ebenfalls wird von starkem Druck auf Zeugen und Opfer gesprochen, um die mediale Verbreitung dieser Vorfälle zu unterbinden.
Staatliche Schlägertrupps
Auf Twitter gehen unter dem Stichwort «#jan25» nun minütlich einige Tausend Meldungen ein. Berichtet wird von dutzenden Polizeitrucks auf den Strassen, von staatstreuen Extremistengruppen, die mit Schwerter bewaffnet der Polizei bei dem Zerschlagen der Grossdemonstration helfen wollen und von Schlägern, die - von der Regierung angeheuert - Autos mit Benzin übergiessen, um dem Staat eine Rechtfertigung für Gewaltanwendung zu liefern.
Es gehen auch Meldungen ein, dass ausländische Journalisten von Polizisten in ihren Hotels festgehalten werden und von Spezialeinheiten der Armee, die sich auf den Dächern und anderen strategisch wichtigen Orten zu verteilen begonnen haben. Ein Al Jazeera Reporter in Suez berichtete ausserdem von 4000 Sicherheitskärften, die alleine aus Suez nach Cairo gebracht wurden.
Die Mittagsgebete beginnen in etwa um 11.00 Uhr Schweizer Zeit. Danach ist mit Zusammenstössen in grösseren Umfang zu rechnen.