Gleichzeitig wurde eine Reisewarnung herausgegeben, in der US-Bürger aufgefordert wurden, wegen der Unruhen nicht nach Ägypten zu reisen. Zuvor hatte die Botschaft lediglich dazu geraten, auf nicht unbedingt notwendige Reisen nach Ägypten zu verzichten.
Die Schweiz rät bislang erst vor Aufenthalten in Kairo und den Grossstädten Alexandria, Suez und Ismailija ab. Bei der Schweizer Botschaft in Ägypten sind 1574 Schweizer Staatsbürger gemeldet, wie es am Sonntag beim Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hiess.
Bei den Unruhen in Ägypten sind Tausende Häftlinge aus den Gefängnissen geflohen. Darunter sind auch Schwerverbrecher und islamistische Extremisten. Nach Informationen des lokalen Fernsehens gelang es allein im Gefängnis Abu Saabel, ausserhalb Kairos, ungefähr 6000 Gefangenen die Flucht.
Ein weiterer Gefangenenausbruch wurde aus dem Zentralgefängnis in der Oasenstadt Fajum südlich von Kairo gemeldet. Dort sollen die Häftlinge einen Polizeigeneral getötet und einen weiteren General verschleppt haben.
Ägyptische Armee im Einsatz
Die ägyptische Armee schützte am Sonntagmorgen nach wie vor nur öffentliche Gebäude.
US-Bürger werden durch die amerikanische Botschaft aufgefordert, Ägypten zu verlassen. /


Soldaten fahren zudem in einigen Strassen Patrouillen. Auch in der Nacht zum Sonntag waren in Kairo wieder Plünderer unterwegs.
An vielen Orten waren Schüsse zu hören. Die Staatsmedien berichteten, die Soldaten hätten in Kairo Plünderer festgenommen. Diese sollen vor Militärgerichte gestellt werden.
Derweil blieb die Börse in Kairo Sonntag auf Geheiss der Börsenaufsicht geschlossen. Grund sind die anhaltenden Unruhen in der Hauptstadt. In der vergangenen Woche waren die Kurse am ägyptischen Markt stetig gefallen. Am Donnerstag war der Hauptindex um rund 11 Prozent abgestürzt, schliesslich wurde der Handel ausgesetzt.
Bei den seit fünf Tagen andauernden Protesten wurden nach amtlichen Angaben mindestens 102 Menschen getötet. Alleine am Samstag seien 33 Menschen bei Zusammenstössen mit der Polizei ums Leben gekommen, wie Sicherheitskräfte und Spitäler verlauten liessen.