Die Urlauber können mit dem Smartphone nach Restaurants suchen, Freunden und Bekannten via Facebook Bilder vom Hotel posten oder aktuelle Events und Nachrichten via Twitter verbreiten. Viele bisher am heimischen PC oder Reisebüro vorab geplante Tätigkeiten lassen sich mittlerweile vor Ort und tagesaktuell planen.
«Das mobile Internet wird das Thema der nächsten Jahre sein», sagte Prof. Manfred Lieb von der Hochschule Heilbronn bei der Reisemesse ITB, die vom 9. bis 13. März in Berlin stattfindet. «Und es wird die Reiseindustrie radikal verändern.»
Das technologische Neuerungen immer mehr in unser Leben eingebunden werden, zeigt sich nicht nur anhand der Verbreitung des mobilen Internets. Mittlerweile findet sich in 94 Prozent der Haushalte mindestens ein Mobiltelefon, wobei 70 Prozent der Inhaber ihr Handy oder Smartphone nicht nur zum Telefonieren einsetzen, sondern auch für den gelegentlichen Online-Besuch nutzen, erläuterte Lieb. So wie der herkömmliche Desktop-PC immer mehr an Bedeutung verlieren, würden Geräte für die mobile Nutzung wichtiger. Der Tourist der Zukunft ist ein «Always-on-Traveller» - ständig mit dem Internet verbunden und in sozialen Netzwerken unterwegs.
Touristenfang durch Online-Marketing
Der aktuelle Trend hat für die touristischen Regionen den klaren Vorteil, dass sie sich beispielsweise bei sozialen Netzwerken wie Facebook präsentieren und so eine breite Gruppe von Menschen ansprechen können, so Lieb. «Es ist eine Chance, damit Marketing zu machen, statt nur Prospekte mit absurden Fotos zu verschicken.» Und es gebe die Möglichkeit, neue Zielgruppen zu erreichen, sagte Liebs Kollegin Claudia Brözel.
Mit dem Handy in die Ferien. /


So habe die Stadt Schwäbisch-Hall etwa eine neue Form der Stadtführung nach «Caching»-Muster entwickelt, bei dem die Teilnehmer auf eine moderne Schnitzeljagd durch die Stadt geschickt werden und die Stadtgeschichte spielerisch kennenlernen.
Allerdings gibt es noch etliche Hindernisse, bevor die schöne neue «Always-on»-Welt Wirklichkeit werden kann, wie eine repräsentative Studie in Deutschland, Grossbritannien, Frankreich und den Niederlanden zeigt. «Die Hauptbremsen sind die Roaming-Gebühren und Geräte, die noch nicht alle Möglichkeiten beherrschen», sagte Brözel. Ein dritter, vor allem in Deutschland wichtiger Punkt, sei die Angst der Nutzer vor dem Missbrauch ihrer Daten. Eindeutig sei aber das grosse Interesse am mobilen Internet und der Wunsch, das Smartphone nicht nur in Deutschland, sondern auch im Ausland zu nutzen.
Twitter wird am häufigsten angesurft
Eine kürzlich angesetzte Ipsos-Studie zeigt, wie intensiv Smartphones wirklich genutzt werden. Für die Studie wurde bei 120 Nutzern in Grossbritannien der Umgang mit den Geräten sechs Wochen lang dokumentiert. Dabei stellte sich heraus, dass nur noch acht Prozent vor allem telefonieren wollten, während für 53 Prozent die «Messaging»-Funktionen am wichtigsten waren, also der Austausch von Nachrichten, auch über soziale Netzwerke.
Das Netzwerk Twitter wurde mit im Schnitt 28 Minuten täglich von den Studienteilnehmern am häufigsten aufgesucht. Musikhören mit dem Smartphone fiel mit 12 Minuten weniger ins Gewicht. Facebook gehörten neun Minuten, auf 5 Minuten kam Google Maps. Und noch etwas belegte die Studie: Während das Smartphone für Aktivitäten wie Musik hören nur ab und zu genutzt wird, spielen soziale Netzwerke den ganzen Tag über eine Rolle.