In Zürich habe der Partei niemand etwas zugetraut. «Jetzt haben wir gute Voraussetzungen für die Wahlen im Herbst,» sagte Hans Grunder gegenüber der Nachrichtenagentur SDA in einer Stellungnahme.
Grund für den Wahlerfolg seiner Partei sei, dass es der BDP gelinge, in der Mitte Wähler abzuholen und vor allem Nichtwähler zu mobilisieren. Die BDP werde als bügerliche Partei wahrgenommen, die ökologische Anliegen vertritt.
FDP-Präsident enttäuscht
Die FDP gehört bei den Kantonsratswahlen in Zürich zu den Verlierern. Fulvio Pelli, Präsident der FDP Schweiz, glaubt, dass nach dem AKW-Unfall in Fukushima Wähler von den Freisinnigen zu den Grünliberalen und der BDP abwanderten.
Zweieinhalb Wochen vor den Wahlen hätten die Umfragen der FDP noch gute Ergebnisse vorhergesagt, erklärte Pelli gegenüber der Nachrichtenagentur SDA. Aber nach dem Unfall im japanischen Atomkraftwerk habe eine grosse Verunsicherung eingesetzt.
Es habe immer «viele Wechselwähler gegeben, die zwischen uns und den Grünliberalen geschwankt haben. Die haben sich dieses Mal für die GLP entschieden», sagte Pelli. Er sei sehr enttäuscht darüber, dass es in Zürich nicht gelungen sei, die Parteiergebnisse zu stabilisieren.
Voraussagen für die eidgenössischen Wahlen im Herbst wollte Pelli nicht machen. Entscheidend sei, ob die Verunsicherung nach dem AKW-Unfall weiter anhalte.
Fehr und Graf von Resultaten überrascht
Der glänzend gewählte Mario Fehr (SP) zeigte sich einerseits überrascht über sein Spitzenresultat. Andererseits habe er aber in seinem Wahlkampf festgestellt, dass er Unterstützung weit über seine Partei und die Linke hinaus erwarten durfte.
«Mein politisches Beziehungsnetz, das ich in meinen 25 Jahren in der Politik aufgebaut habe, hat gespielt», sagte er auf Anfrage der SDA. Fehr sieht die grosse Zustimmung auch als Zeichen einer Trendwende für seine Partei.
FDP-Präsident Pelli sieht die Atomkatastrophe als Mitgrund für die Wahlniederlage. /


Er hofft, diese Trendwende werde der SP auch im Nationalratswahlkampf helfen.
Graf: «Werde mehr aufs Maul sitzen»
Der neu gewählte grüne Regierungsrat Martin Graf wiederum kündigte an, «mit Power» in sein Amt zu gehen. Sein Erfolg sei eine schöne Überraschung. «Ich habe nicht damit gerechnet, gewählt zu werden», sagte er. Er habe aber vor allem in den Landgemeinden für einen Grünen erstaunlich viele Stimmen geholt.
«Der Schritt weg von der kommunalen Ebene hin auf eine formellere Ebene wird aber eine grosse Umstellung», sagte Graf weiter. Er habe einen sehr offenen Wahlkampf betrieben und stets gesagt, was er denke. Jetzt werde er mehr «aufs Maul sitzen» müssen.
Hollenstein rechnete nicht mit Abwahl
Der am Sonntag abgewählte CVP-Sicherheitsdirektor aus Winterthur hat nicht damit gerechnet, abgewählt zu werden. Die Umfragen im Vorfeld der Wahlen seien gut gewesen, sagte ein sichtlich enttäuschter Hans Hollenstein am Sonntag vor den Medien in Zürich.
«In den Umfragen war ich stets auf Platz eins oder zwei. Die Niederlage ist schwer zu verdauen», sagte Hollenstein. Er wisse nicht, weshalb er den Wiedereinzug nicht geschafft habe. «Vielleicht hätte ich mehr Inserate schalten müssen.» Die CVP habe sich das aber als kleine Partei nicht leisten können.
Mit ein Grund für das Resultat könne auch die fehlende Unterstützung der Bürgerlichen sein. «Die FDP-Wähler haben mich verlassen.» Auch das gute Abschneiden der Grünen habe ihm geschadet. «Je länger der Fukushima-Effekt dauerte, desto schlechter wurde mein Resultat».