«Es ist ein Pionierprojekt, ein historischer Moment», sagte Tiziana Rimoldi vom Schweizerischen Gehörlosenbund (SGB) am Dienstag vor den Medien in Lausanne. Künftig würden Gehörlose und ihre Angehörigen, aber auch Fachpersonen, Dolmetscher sowie das breite Publikum leichteren Zugang zu der Gebärdensprache haben.
Das Wörterbuch erlaube es, die Gebärdensprache zu festigen und zu vereinheitlichen, sagte Rimoldi. Es soll immer weiter aktualisiert werden. Kurze Filmsequenzen zeigen, wie ein Wort in der Gebärdensprache korrekt verwendet wird. Dazu kann ein weiterer Film geschaut werden, worin das Wort in einem Satz gezeigt wird.
«Das ist eine einzigartige Hilfe für Familien», sagte Pauline Padonou Loko, Mutter eines neunjährigen gehörlosen Kindes. Das Kind könne damit die Zeichen besser lernen. Auch seine Lehrer, Grosseltern und Freunde könnten von der Seite profitieren.
Regionale Eigenheiten
Im Wörterbuch sind auch verschiedene regionale Eigenheiten berücksichtigt.
Das Wörterbuch erlaubt es, die Gebärdensprache zu festigen und zu vereinheitlichen. /


Es gibt zum Beispiel fünf verschiedene Arten, das Wort «Brot» zu zeigen: In Bern, Zürich, Basel, Luzern und St. Gallen wird das Wort unterschiedlich gebraucht. Die Dialektversionen sind auch in Filmsequenzen festgehalten.
Das Wörterbuch solle auch als historisches Gedächtnis dienen, sagte Rimoldi. «Gewisse Zeichen, die nur noch ältere Leute brauchen, drohen verloren zu gehen.» Mit dem Lexikon könne die Geschichte der Gebärdensprache in der Schweiz erhalten bleiben.
«Die fünfte Landessprache»
Der Gehörlosenbund hofft auch, mit dem Lexikon die Zeichensprache bekannter zu machen. «Sie ist die fünfte Landessprache. Man muss an die Gehörlosen denken wie an andere sprachliche Minderheiten», forderte Rimoldi. Für Gehörlose seien Deutsch, Französisch und Italienisch Zweitsprachen.
Das Wörterbuch-Projekt kostete fast eine Million Franken. Finanziert wird es durch den SGB, die Dachorganisation der Gehörlosen und Hörbehinderten-Selbsthilfe. Deren Budget besteht zu einem Drittel aus staatlichen Subventionen und zu zwei Dritteln aus Spendengeldern.