Nachdem sich am Dienstag laut Oppositionsangaben bereits der Vorsitzende der staatlichen Ölgesellschaft NOC, Schukri Ghanim, nach Tunesien abgesetzt hatte, wurde am Mittwoch bekannt, dass die Ehefrau und Tochter Gaddafis ins Nachbarland geflüchtet sind.
Ehefrau Safia und Tochter Aischa hätten vor einigen Tagen zusammen mit einer libyschen Delegation die Grenze überquert, erfuhr die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen tunesischer Sicherheitskräfte. Die libysche Regierung wies die Berichte zurück.
Die Frau und die Tochter Gaddafis seien in Tripolis und in Sicherheit, erklärte Vize-Aussenminister Chaled Kaim. Der Ölminister halte sich aus geschäftlichen Gründen in Wien auf.
Militärisches Patt
Im libyschen Bürgerkrieg herrscht militärisch eine Patt-Situation. Die NATO greift Gaddafis Einheiten aus der Luft an und hat wiederholt sein Gelände in Tripolis bombardiert.
Einige von Gaddafis Familienangehörigen weilen angeblich in Tunesien. /


Bewohner in der Hauptstadt Tripolis klagen zudem über Benzinmangel. Die Treibstoff-Krise ist Folge der anhaltenden Luftangriffe auf Anlagen und Depots des libyschen Militärs sowie der von der internationalen Gemeinschaft verhängten Sanktionen.
Belastete Beziehungen
Die anhaltenden Kämpfe im Grenzgebiet zwischen Libyen und Tunesien belasten die Beziehungen zwischen beiden Ländern. Laut Augenzeugen schlugen in den vergangenen 24 Stunden Dutzende Granaten aus Libyen in der Nähe des tunesischen Grenzortes Dehiba ein.
Sie richteten keinen Schaden an, doch Tunesien will diese Grenzverletzungen nicht mehr hinnehmen. Die Regierung in Tunis drohte Tripolis mit «harten Gegenmassnahmen». So werde man sich wegen der schweren Grenzverletzungen an den UNO-Sicherheitsrat wenden, erklärte das tunesische Aussenministerium.