Die grösste Atomkatastrophe seit Tschernobyl habe ihn überzeugt, dass sich Japan nicht auf Atomkraftwerke allein stützen könne. «Ich bedaure zutiefst, an den Sicherheitsmythos der Atomkraft geglaubt zu haben», sagte der Regierungschef.
Erstmals seit Jahrzehnten hinterfragte auch ein Stadtpräsident von Hiroshima die Atompolitik des asiatischen Landes. Die Regierung in Tokio müsse ihre Energiepolitik zügig überdenken, sagte Kazumi Matsui. Die Krise nach dem Erdbeben und dem Tsunami vom 11. März habe das Vertrauen der Japaner in die friedliche Nutzung der Atomkraft erschüttert.
Seit Fukushima lehnen immer mehr Japaner die Atomkraft ab. Rund 1000 Menschen demonstrierten im Anschluss an die Trauerfeier mit Schildern wie «Kein weiteres Fukushima, kein weiteres Hiroshima».
Auch rund fünf Monate nach der Atomkatastrophe von Fukushima ist das Unglücks-AKW nicht unter Kontrolle.
Genbaku Dome in Hiroshima: Gedenkstätte für Atomaren Schrecken. /


In der Bevölkerung geht zudem die Angst vor radioaktiv verseuchten Lebensmitteln um. Bei verschiedenen Produkten wurde eine überhöhte Strahlung festgestellt.
5785 neue Namen
In Japan gedachten die Menschen am Samstag um 8.15 Uhr - dem Zeitpunkt des Abwurfs der Atombombe - mit einer Schweigeminute den Folgen des US-Angriffs. Die USA hatten 1945 drei Tage später Nagasaki mit einer zweiten Bombe angegriffen.
Die Zahl der Toten beider Angriffe belaufe sich bis heute auf mehr als 275'000, berichtete der Fernsehsender NHK. Bis heute sterben Strahlenopfer an den Spätfolgen. Seit der letzten Gedenkveranstaltung vor einem Jahr seien 5785 Namen hinzugekommen.
An der Zeremonie in Hiroshima nahmen Vertreter aus mehr als 60 Ländern teil, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Niemals zuvor oder danach wurden Atomwaffen im Krieg eingesetzt.