Der Bericht, dem eine Studie des Instituts Ipsos MORI im Auftrag von UNICEF zugrunde liegt, wurde am Mittwoch in London veröffentlicht. Eltern in Grossbritannien - besonders in einkommensschwächeren Familien - stünden unter erheblichem Druck, ihren Kindern teure Markenartikel zu kaufen.
Der Bericht zeige, dass die Eltern sich ihren Kindern gegenüber zwar verpflichtet fühlten. Sie schafften es aber nicht, genügend Zeit mit ihnen zu verbringen, teilweise wegen langer Arbeitszeiten, heisst es in dem Bericht.
Randalierende und plündernde Jugendliche hatten Anfang August in London erhebliche Schäden angerichtet. Viele hatten es dabei vor allem auf Konsumartikel wie Fernsehgeräte, Mobiltelefone und Sportartikel abgesehen.
Plündernde Jugendliche hatten es vor allem auf Konsumartikel abgesehen. /


Premierminister David Cameron sprach von einer «kaputten Gesellschaft».
Anderswo weniger Markendruck
Die Wissenschafter hatten in ihrer Studie die drei Länder Spanien, Schweden und Grossbritannien verglichen. In allen drei Ländern hatten die Kinder angegeben, Zeit mit ihrer Familie sei ihnen wichtiger als materieller Wohlstand.
«Die Kultur des Konsums» in Grossbritannien unterscheide sich deutlich von der in Schweden und Spanien, wo die Familie im Vordergrund stehe, heisst es in dem Bericht weiter. Kinder stünden dort weniger unter Markendruck, und hätten grössere Möglichkeiten für Aktivitäten im Freien.
Grossbritannien war bereits bei einer UNICEF-Studie im Jahr 2007 bezüglich der Kinderfreundlichkeit auf dem letzten Platz unter 21 Industrieländern gelandet. Mangelnde Unterstützung der Regierung und eine «Jeder-gegen-Jeden»-Mentalität in der Gesellschaft seien dafür verantwortlich, hiess es schon damals.