Der Sieger des historischen Urnengangs dürfte erst bei einer Stichwahl am 16. und 17. Juni ermittelt werden. Er steht vor der Herausforderung, das durch die Revolution gespaltene Volk zu einen.
Im Kairoer Bezirk Heliopolis trotzten am zweiten Wahltag hunderte Frauen vor einem Wahllokal der Hitze. «Wir gehen zu einer Wahl und wissen nicht, wer gewinnt», sagte die 27-jährige Noha Hamdy. Dies sei ein deutlicher Unterschied zu früheren Präsidentenwahlen.
Wahlbeteiligung bei etwa 50 Prozent
Zur Wahl aufgerufen waren 52 Millionen Menschen. Am Donnerstag hatten die Beamten frei, um wählen gehen zu können. Wie bereits am Mittwoch verlängerte die Wahlkommission am Donnerstag die Öffnungszeiten der Wahllokale um eine Stunde bis 21 Uhr.
Ahmed Schafik gehört zu den aussichtsreichen Bewerbern für das Präsidentenamt in Ägypten. /


An beiden Tagen war in den kühleren Abendstunden der Andrang zu den Wahllokalen besonders gross.
Nach Angaben der staatlichen Wahlkommission ging etwa die Hälfte der Wahlberechtigten an die Urne. «Alle Zeichen deuten darauf hin, dass die Wahlbeteiligung 50 Prozent erreichen wird», erklärte der Chef der Wahlkommission, Faruk Soltan.
Er äusserte sich nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Mena rund drei Stunden vor dem Ende der zweitägigen Wahl. Bei den über den Jahreswechsel in mehreren Runden abgehaltenen Parlamentswahlen hatte die Beteiligung bei 62 Prozent gelegen.
Entscheid über die Zukunft Ägyptens
Die Wahl galt als Richtungsentscheid für die Zukunft Ägyptens. Zur Wahl standen zwölf Kandidaten. Favoriten waren der Ex-Aussenminister und frühere Chef der Arabischen Liga, Amr Mussa, und Mubaraks letzter Regierungschef Ahmed Schafik.
Auf Seiten der Islamisten waren den Ex-Muslimbruder Abdel Moneim Abul Futuh, der von den Salafisten unterstützt wird, sowie der Kandidat der Muslimbrüder, Mohamed Nursi, favorisiert.
Weitgehend friedlicher Verlauf
«Die Wahl verläuft im ganzen Land ruhig», hatte Mohammed Abdel Hadi, ein Mitglied der Richterkommission, die den Urnengang überwachte, im Laufe des Donnerstags erklärt. Medien berichteten von kleineren Handgemengen zwischen Anhängern rivalisierender Kandidaten.
Am Mittwoch war zudem einer der Kandidaten, Ex-Ministerpräsident Schafik, in einem Wahllokal von Demonstranten mit Steinen und Schuhen beworfen worden. Er blieb aber unverletzt.