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Italien zittert sich eine Runde weiter

Anders als an der WM 2010 hat Italien die Gruppenphase überstanden. Die «Squadra Azzurra» erledigte in Poznan die Pflichtaufgabe gegen das punktlose Irland mit einem 2:0-Erfolg und einer durchschnittlichen Leistung. Die Angst vor einem «Päckli» im anderen Match war unbegründet.

pad / Quelle: Si / Montag, 18. Juni 2012 / 23:22 h

Die Tore von Italien fielen nach Eckbällen. In der 35. Minute war Antonio Cassano per Kopf zur Stelle, kurz vor Anbruch der Nachspielzeit stellte der eingewechselte Mario Balotelli mit einem Seitfallzieher den Sieg sicher. Italien wird in den Viertelfinals auf den Gewinner der Gruppe D, also auf Frankreich, England oder die Ukraine, treffen.

Italien musste Anlauf nehmen

«Trap» - das ist sowohl der Kosename von Irlands Nationaltrainer Giovanni Trapattoni als auch das englische Wort für «Falle». Auf Trapattoni waren rund um das Spiel gegen seine Heimat viele Augen gerichtet. Würde sich für Italien ausgerechnet der aus der Provinz Mailand stammende Gentleman als Fallensteller erweisen? Ein weiteres pikantes Detail: Der Coach von Cesare Prandelli während dessen Aktivzeit bei Juventus Turin (1979 bis 1985) hatte notabene Trapattoni geheissen. Vor dem gestrigen Wiedersehen versprach der 73-jährige «Mister» seinem ehemaligen Schützling keine Geschenke: «Wir geben unser Bestes. Denn wir wollen Irland ehren. Nur schon unseren tollen Fans zuliebe.»

Irland kämpferisch, aber offensiv harmlos

Trapattoni verlangte von seiner Equipe explizit, nicht wie bei den Niederlagen gegen Kroatien (1:3) und Spanien (0:4) ein frühes Gegentor einzukassieren. Diese Forderung konnten die «Boys in Green» problemlos erfüllen. Sie starteten gut in die Partie, waren dem Favoriten sogar spielerisch ebenbürtig, wirkten befreit und zeigten eine Aggressivität, als ob es um das Weiterkommen ginge. Andrea Pirlo und Co. wurde das Leben sehr schwer gemacht. Die Italiener benötigten eine halbe Stunde, um das Diktat zu übernehmen und sich an gewisse Umstellungen in der Mannschaft zu gewöhnen. Der wieder genesene Andrea Barzagli war in die Stammformation gerückt. Dadurch durfte sich Interims-Abwehrpatron Daniele De Rossi ins Mittelfeld verschieben. Der angeschlagene Stürmer Mario Balotelli nahm zu Beginn auf der Bank Platz. An seiner Stelle wurde wie erwartet Antonio Di Natale nominiert, der Torschütze gegen Spanien. Anfangs hätte man meinen können, Balotellis Durchschlagskraft fehle Italien und Di Natale sei gegen das irische Defensiv-Bollwerk ein zu leichtgewichtiger Ersatz. Der Routinier von Udinese steigerte sich aber nach 30 Minuten wie seine Teamkollegen. Di Natale hatte das 1:0 auf dem Fuss. Einem Treffer stand wohl nur Sean St. Ledger im Weg, der halb mit Brust, halb mit dem angelegten Arm abwehrte. Der türkische Schiedsrichter Cüneyt Cakir liess die Partie weiterlaufen. Die Italiener regten sich zwar fürchterlich über den nicht gepfiffenen Penalty auf, Di Natales Chance sollte jedoch immerhin die Initialzündung für sie sein. Ihr Übergewicht zeichnete sich immer deutlicher ab. Noch vor der Pause konnten sie in Führung gehen. Mittelfeld-Regisseur Pirlo hatte seine Füsse auch beim dritten Turnier-Tor im Spiel. Sein Corner flog punktgenau auf den Kopf von Cassano, dieser gewann das Luftduell gegen Keith Andrews und sowohl Goalie Shay Given als auch der am hinteren Pfosten postierte Damien Duff konnten den Ball nicht mehr vor der Linie stoppen. Aus irischer Sicht war der Gegentreffer sehr unnötig, weil es gar nicht zum Eckball hätte kommen müssen. Rekord-Nationalspieler Given verschuldete die Standard-Situation mit einem bösen Fehlgriff. Nach einem Schüsschen von Cassano liess er den Ball ins Behind rollen.

Prandelli nicht wie Trapattoni

Eine weitere Geschichte, die Trapattoni mit Italien verbindet, ist die vom «nordischen 2:2». 2004 als er noch Teamchef der «Squadra Azzurra» gewesen war, musste er an der EM in Portugal miterleben, wie seine Equipe trotz Ungeschlagenheit bereits in der Gruppenphase ausschied, weil sich Dänemark und Schweden mit einem Unentschieden trennten, das Verschwörungstheoretiker auf den Plan rief. Prandelli musste nicht derart zittern wie sein Vorgänger Trapattoni vor acht Jahren. Einerseits präsentierten sich unter dem Strich die irischen Angriffsbemühungen als zu harmlos, obwohl der Aussenseiter auch in der zweiten Hälfte munter mitkickte. Am gefährlichsten wurde es noch bei Distanzschüssen von Andrews, der in der Schlussphase mit Gelb-Rot frühzeitig unter die Dusche musste.



Italien löst die Pflichtaufgabe ohne zu glänzen. /

Anderseits wurde ein Unentschieden mit vielen Toren im Parallel-Spiel zwischen Spanien und Kroatien, je später der Abend, immer unrealistischer. Das auf dem «Stiefel» befürchtete «Päckli» - beispielsweise ein 2:2, 3:3, 4:4 - kam nicht zustande.

Duff beim Jubiläum Captain

Die Iren verabschiedeten sich weder als Spielverderber noch als unmotivierter Sparringpartner. Es war ein Abgang mit Stil. Die Einstellung der Spieler und der Supporter verblüffte erneut - trotz der hoffnungslosen Ausgangslage. Für Damien Duff war es so oder so ein denkwürdiger Abend. Der Flügel vom FC Fulham absolvierte sein 100. Länderspiel. Er ist der fünfte Ire, der diese Marke erreicht hat. Aus dem aktuellen Kader gehören auch Stammgoalie Given und Robbie Keane zu diesem «Hunderter-Klub». Um den Jubilar zu honorieren, trat Keane die Captainbinde an Duff ab.

Italien - Irland 2:0 (1:0)


Miejski, Poznan. - 42'000 Zuschauer. - SR Cakir (Tür). - Tore: 35. Cassano 1:0. 90. Balotelli 2:0. Italien: Buffon; Abate, Barzagli, Chiellini (57. Bonucci), Balzaretti; Pirlo; Marchisio, Thiago Motta, De Rossi; Di Natale (74. Balotelli), Cassano (63. Diamanti). Irland: Given; O'Shea, Dunne, St. Ledger, Ward; McGeady (65. Long), Whelan, Andrews, Duff; Keane (86. Cox), Doyle (76. Walters). Bemerkungen: 89. Gelb-Rot gegen Andrews (Unsportlichkeit). - Verwarnungen: 28. Balzaretti (Foul). 37. Andrews (Foul). 39. O'Shea (Foul). 71. De Rossi (Foul). 73. Buffon (Unsportlichkeit). 84. St. Ledger (Unsportlichkeit).

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