Sie wollten das beste Spiel ihres Lebens machen und schieden nun aus. Kroatien hat die Viertelfinals trotz 88-minütiger kompakter Abwehrleistung verpasst. Zwei Minuten vor Schluss entwischten Iniesta und der für Torres eingewechselte Navas. Ein gelungener Pass in die Tiefe, kein abseits, ein präziser Querpass von Ballkünstler Andres Iniesta und Jesus Navas vom FC Sevilla erlöste Spanien vor jeglichem zittern und rechnen. «Es war ein hartes Stück Arbeit. Wir haben gelitten, aber doch noch gewonnen», sagte Navas.
Der Griff in die Trickkiste
Bis kurz vor Schluss fand Spanien in der kompakten kroatischen Abwehr die entscheidende Lücke nicht. Zu dicht standen die taktisch von Trainer Slaven Bilic klug eingestellten Osteuropäer, welche die Räume sehr eng machten, aufsässig attackierten und viele Zweikämpfe gewannen. Bilic griff dabei in die Trickkiste. Er nahm Mandzukics Sturmpartner Jelavic vorerst aus der Mannschaft und brachte mit Pranjic von Bayern München einen zusätzlichen Mittelfeldspieler. Vida von Dinamo Zagreb rückte als rechter Verteidiger in die Mannschaft, Captain Srna dafür ins Mittelfeld. Dieses Korsett, mit dem ehemaligen und zweikampfstarken Basler Ivan Rakitic in defensiver Mittelfeldrolle, sass - wenigstens bis kurz vor Schluss.
Der EM-Titelverteidiger tat sich schwer. Wohl war er bis zu 70 Prozent in Ballbesitz, doch Anspielstationen fanden sie nicht. Und Torchancen blieben rar. Die besten Möglichkeiten in der wenig attraktiven ersten Halbzeit besassen Iniesta nach einem Pass in die Tiefe und Fernando Torres, der erneut Cesc Fabregas vorgezogen wurde, mit einem harten Schuss aus extrem spitzem Winkel.
Kroatien wurde Penalty unterschlagen
Eine strittige Szene ereignete sich in der 27. Minute. Mit einem der raren Konter der Kroaten enteilte der schnelle Mario Mandzukic den Spaniern und wurde von Verteidiger Sergio Ramos an der Strafraumlinie gestoppt. Ramos stieg mit gestrecktem Bein ein und brachte den bislang dreifachen EM-Torschützen zu Fall. Mandzukic wurde hart am Fuss getroffen, doch die Pfeife von Schiedsrichter Stark blieb stumm. «Es war ein klarer Penalty, und Ramos hätte eine gelbe Karte verdient», meinte der Schweizer Schiedsrichter-Chef Carlo Bertolini im Schweizer Fernsehen nach mehrfacher Konsultation der TV-Bilder.
Rakitic' Riesenchance
Der schweizerisch-kroatische Doppelbürger Ivan Rakitic hätte zum gefeierten Held der Partie werden können. Er vergab aber in der 59. Minute eine Riesenchance. Vom exzellenten Dribbelkünstler Luka Modric herrlich freigespielt, brachte Rakitic den Ball freistehend aus fünf Metern nicht an Iker Casillas vorbei. Rakitic' Kopfball war zu harmlos, zu wenig platziert.
Spanien machte Kroatien einen Strich durch die Rechnung. /


Es war indes das Startzeichen für einen offensivere Schlussphase.
Kroatien öffnete nun seine Defensivschleusen leicht. Trainer Bilic wechselte Offensivkraft auf Offensivkraft ein, war doch sein Team aufgrund der Gruppenkonstellation gezwungen, mindestens ein Tor zu schiessen. Der eingewechselte Perisic von Borussia Dortmund kam tatsächlich zu einer guten Einschussmöglichkeit, die Casillas aber erneut vereitelte. Doch auch Spanien fand nun Räume und kam zu Chancen. Überheblich vertändelten aber Fabregas und Bousquets ihre Möglichkeiten bis Iniesta und Navas enteilten und überlegt einschossen.
Kroatien - Spanien 0:1 (0:0)
Arena, Danzig. - 36'000 Zuschauer. - SR Stark (De). - Tor: 88. Navas 0:1.
Kroatien: Kroatien: Pletikosa; Vida (66. Jelavic), Corluka, Schildenfeld, Strinic; Vukojevic (Eduardo), Rakitic; Srna, Modric, Pranjic (66. Perisic); Mandzukic.
Spanien: Casillas; Arbeloa, Piqué, Ramos, Jordi Alba; Busquets, Xabi Alonso; Silva (73. Fabregas), Xavi, Iniesta; Torres (61. Navas).
Bemerkungen: beide Teams komplett. Kroatien ab der 66. mit zwei Stürmern. Verwarnungen: 28. Corluka (Reklamieren), 44. Srna (Foul), 52. Strinic (Foul). 91. Jelavic (Foul). 93. Rakitic (Reklamieren).