Ein Beamter sagte der Nachrichtenagentur dpa am Montag auf Anfrage, es sei nicht auszuschliessen, dass radikale Extremisten für das Verschwinden des Publizisten verantwortlich seien. Das ägyptische Nachrichtenportal "youm7" meldete unter Berufung auf seinen Bruder Mahmud Abdel-Samad, der Autor sei am Sonntagnachmittag in der Nähe des Al-Azhar-Parks in Kairo verschwunden.
Vorher soll Hamed Abdel-Samad am Telefon berichtet haben, er fühle sich verfolgt. Der Autor hatte in seinen Veröffentlichungen die Ideologie des politischen Islams kritisiert und für eine moderne Interpretation der Religion geworben. Eines seiner Bücher trägt den Titel "Der Untergang der islamischen Welt".
Er erhielt Morddrohungen
Die Bundesregierung forderte von Ägypten "schnellstmöglich" Aufklärung über das Schicksal des Publizisten. Der deutsche Botschafter in Kairo, Michael Bock, nahm dazu nach Angaben des Auswärtigen Amts Kontakt mit der ägyptischen Regierung auf. In den Fall schaltete sich auch der Krisenstab des Auswärtigen Amts ein.
Offen liess das Auswärtige Amt, ob die Botschaft Abdel-Samad einen Leibwächter besorgt hatte.
Angeblich sei es nicht auszuschliessen, dass radikale Extremisten für sein Verschwinden verantwortlich seien.(Symbolbild) /


Ministeriumssprecher Martin Schäfer sagte lediglich, es habe zwischen ihm und der Botschaft "Kontakte gegeben, bei der auch Fragen seiner persönlichen Sicherheit eine Rolle gespielt" hätten.
Aus Sicherheitskreisen in Kairo hiess es, das Innenministerium habe Abdel-Samad für dessen Besuche in Ägypten einen Leibwächter zur Seite gestellt. Dies sei auf Bitten der Bewegung der "Säkularen" geschehen.
Abdel-Samad hatte bei einer Veranstaltung der Bewegung im vergangenen Juni in Kairo über "religiösen Faschismus" gesprochen. Daraufhin erklärten ihn zwei bekannte ägyptische Salafisten-Prediger Abdel-Samad für "vogelfrei". Anschliessend erhielt er Morddrohungen.
Neues Buch geplant
Mahmud Abdel-Samad sagte, sein Bruder sei in Ägypten zuletzt von einem Leibwächter begleitet worden. Er habe in dem Park jedoch eine Verabredung gehabt, zu der er diesen nicht habe mitnehmen wollen. Mit wem er verabredet war, konnte er nicht sagen.
Der Direktor von Abdel-Samads ägyptischem Verlag Merit, Mohammed Haschim, sagte, er habe den Autor vor drei Wochen zum letzten Mal getroffen, um mit ihm über sein neues Buch zu sprechen. Dieses solle den Titel "Der religiöse Faschismus" tragen.
Haschim sagte im Gespräch mit der dpa: "Mir leuchtet nicht ein, dass wir immer weiter mit der Bedrohung durch Terroristen und Radikale leben sollen, die Autoren und Denker zum Abschuss freigeben."
Ein Sprecher seines deutschen Verlags Droemer Knaur sagte der Deutschen Presse-Agentur dpa auf Anfrage, der Verlag habe derzeit keinen Kontakt zu Abdel-Samad. Man habe versucht, mit dem Schriftsteller Kontakt aufzunehmen, habe aber leider nichts von ihm gehört, sagte Verlagssprecher Carsten Sommerfeldt.