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Efsa erlaubt Pestizid Glyphosat - Kniefall vor der Pestindustrie?

Brüssel - Das umstrittene Pflanzenschutzmittel Glyphosat ist der EU-Behörde Efsa zufolge wahrscheinlich nicht krebserregend. Glyphosat schädige wahrscheinlich auch nicht die menschliche DNA, teilte die Behörde für Lebensmittelsicherheit am Donnerstag im italienischen Parma mit. Greenpeace zeigt sich empört darüber und hat nun eine Petition gestartet.

cam / Quelle: sda / Donnerstag, 12. November 2015 / 12:56 h

Der Efsa-Bericht mit diesen Schlussfolgerungen dient als Grundlage im Verfahren der Neuzulassung von Glyphosat, gegen die sich zahlreiche Kritiker stellen. «Den Schlussfolgerungen des Berichts zufolge ist es unwahrscheinlich, dass Glyphosat eine krebserregende Gefahr für den Menschen darstellt, heisst es in einer Mitteilung der Behörde. Die Efsa stellt sich damit gegen ein Urteil der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC).

Die zur Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehörende Agentur hatte im März geurteilt, dass Glyphosat «wahrscheinlich krebserzeugend bei Menschen» sei. Die Efsa greift die IARC indirekt an: Zum einen habe sie nicht nur Glyphosat allein, sondern auch in Zusammensetzungen mit anderen Stoffen bewertet und die Ergebnisse davon in das Gesamturteil einfliessen lassen. Darüber hinaus berücksichtige die Efsa «mehr wissenschaftliche Erkenntnisse» als die IARC.

Abgesehen davon fordert die Efsa, die Giftigkeit von Glyphosat neu zu definieren. In dem Zusammenhang schlägt sie einen Grenzwert für die Aufnahme von 0,5 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht täglich vor.

Die Stellungnahme der Efsa ist Grundlage für die EU-Kommission. Diese muss in den kommenden Monaten zusammen mit den EU-Mitgliedstaaten über die Neuzulassung von Glyphosat entscheiden.

In der Schweiz separate Untersuchung verlangt

In der Schweiz möchte die Wissenschaftskommission (WBK) des Nationalrats möchte die Verbreitung von Glyphosat im Land klären. Sie hat am 6. November ein Postulat beschlossen, das den Bundesrat mit einer Untersuchung beauftragt.

Untersucht werden sollen unter anderem die Glyphosatrückstände in Lebensmitteln, im Tierfutter und im Gewebe von Nutztieren.



Glyphosat ist laut der EU-Behörde Efsa wahrscheinlich nicht krebserregend. /

Auch die Bevölkerung soll getestet werden.

Die WBK will den Bundesrat zudem mit einem Überblick über den Glyphosateinsatz in der Schweiz und der Ausarbeitung von Alternativen beauftragen. In den Diskussionen um das Unkrautvertilgungsmittel hat sich dieser bisher zurückhaltend geäussert.

Kritik von Greenpeace

In einem Medienkommentar äussert sich Greenpeace Schweiz äusserst Kritisch zum Efsa-Bericht: «Obwohl Glyphosat laut der Weltgesundheitsorganisation «wahrscheinlich krebserregend» ist, hat die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) heute die Empfehlung veröffentlich, Glyphosat weiter zuzulassen.» Greenpeace verurteilt dieses Einknicken vor der Industrielobby und fordert eine Abkehr von der Pestizid-Landwirtschaft.»

Weiter kommentiert sie: «Wieder einmal ist eine Behörde vor der Pestizidindustrie in die Knie gegangen. Der Entscheid der EFSA ist unverständlich, und ihre Unabhängigkeit muss angezweifelt werden. Ein grosser Teil ihres Berichtes scheint aus unveröffentlichten Studien der Hersteller kopiert worden zu sein. Unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen machen jedoch deutlich, dass glyphosathaltige Produkte alles andere als ungefährlich sind. Weitere Bewilligungen auf Basis von unvollständigen Hersteller-Angaben sind ein unverantwortliches Experiment an Umwelt, Mensch und Tier. Deren Gesundheit muss endlich stärker geschützt werden als die finanziellen Interessen der Agrochemiekonzerne. Glyphosat muss europaweit - auch in der Schweiz - verboten werden.»

Petition eingereicht

Greenpeace, die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) sowie die Stiftung für Konsumentenschutz SKS fordern mit der Petition «Glyphosat verbieten - jetzt!» ein Verbot von Glyphosat. Zudem fordern die Organisationen im Sinne des Vorsorgeprinzips konkrete Reduktionsmassnahmen für alle Pestizide im Rahmen des nationalen Aktionsplanes Pestizide. Statt weiterhin in eine Intensiv-Landwirtschaft zu investieren, braucht es die Förderung und Weiterentwicklung ökologischer, chemiefreier Anbaumethoden, die Menschen und Tiere nicht krank machen, sondern schützen. 


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