Timea Bacsinszky war eine der Spielerinnen, denen der Regen das Programm durchkreuzte. Die Waadtländerin hätte am frühen Montagabend ihren Achtelfinal gegen Venus Williams bestreiten müssen. Immerhin erfuhr sie schon früh, dass ihre Partie nicht stattfinden würde. Die Organisatoren gaben schon kurz vor 14.00 Uhr bekannt, dass der gesamte Tag dem Regen zum Opfer fallen würde. Zuvor war der Beginn des Spielbetriebs dreimal verschoben worden.
Alle für Montag geplanten Partien sollen nun am Dienstag stattfinden, sofern das Wetter es zulässt. Bis Donnerstag sind die Aussichten alles andere als rosig. Der abgesagte Spieltag wird zur Folge haben, dass Bacsinszky, sollte sie gegen Venus Williams weiterkommen, zwischen dem Achtel- und dem Viertelfinal nicht wie üblich einen freien Tag hat. Grundsätzlich trifft die Absage die Organisatoren weniger schwer, als wenn Gleiches in der ersten Woche bei viel dichterem Programm geschehen wäre. Am Dienstag ist der Match von Bacsinszky für zirka 15.00 Uhr programmiert, Stan Wawrinka soll gegen 17.00 Uhr den Viertelfinal gegen den Spanier Albert Ramos-Viñolas bestreiten.
Dringend benötigte Modernisierungen
Das schlechte Wetter intensivierte in den letzten Tagen die Diskussionen um die dringend benötigten Modernisierungen auf der Anlage von Roland Garros. Fast jeden Tag kam es seit Beginn des Turniers am Sonntag vor einer Woche zu Regenunterbrüchen. Die anderen drei Grand-Slam-Turniere haben dieses Probleme zumindest so weit gelöst, als es nicht mehr zu einem kompletten Ausfall kommen kann. Beim Australian Open sind mittlerweile drei Courts mit einem mobilen Dach ausgerüstet, die Rod-Laver-Arena schon seit 1998. In Wimbledon kann seit 2009 zumindest auf dem Centre Court auch bei Regen gespielt werden, ab 2019 wird auch der Court 1 überdacht sein. Beim US Open in Flushing Meadows ist das Dach ab diesem Jahr im Einsatz.
Guy Forget, der neue Turnierdirektor von Roland Garros, kann bloss neidisch auf die Major-Konkurrenz schauen. «An Tagen wie diesen sieht man wie wichtig ein Dach wäre», sagte der frühere Top-10-Spieler.
Der Court Philippe Chatrier braucht dringend ein Dach. (Archivbild) /
«Es ist auch eine Frage des Respekts für die Fans auf der Anlage, die zum Teil von weit her kommen, für die Spieler, die stundenlang auf ihren Einsatz warten müssen, und für die TV-Zuschauer.» Vor allem die Ticketinhaber kommen oft nicht auf ihre Kosten. Nur wenn weniger als eine Stunde gespielt werden kann, bekommen sie den kompletten Eintrittspreis zurück, stehen die Spieler über den ganzen Tag kumuliert mehr als zwei Stunden im Einsatz gibt es kein Geld mehr zurück.
Ein Dach frühestens 2020
Forget nutzte die Regentage, um politischen Druck auszuüben. Den es fehlt zumindest dem französischen Tennisverband, der das Turnier organisiert, nicht am guten Willen. Eine Vergrösserung der Anlage mit der Überdachung des Court Philippe Chatrier ist seit längerem geplant. Die Baubewilligung ist erteilt. Doch ein Gericht liess die schon begonnen Arbeiten zuletzt stoppen. Diverse Einsprüche aus der Nachbarschaft rund um Roland Garros sind hängig. Zudem gibt es Politiker, die sich daran stören, dass die Anlage sich über den angrenzenden Park, dem Jardin des serres d'Auteuil, ausbreiten soll.
Die Modernisierung der Anlage ist Pflicht, um mit den anderen Grand-Slam-Turnieren mitzuhalten. Derzeit bietet das French Open seinen Besuchern zu wenig Platz, nicht mal halb so viel wie der All-England Club in London oder der Melbourne Park. Wenn es regnet, müssen viele Zuschauer Schutz in den Gängen rund um das Stadion oder unter den Vordächern der Boutiquen und Essstände suchen. Mit Tennis-Genuss hat das dann nichts mehr zu tun, viel eher mit dem Stehen in einer überfüllten Metro. Im September wird entschieden, ob die 400 Millionen Euro kostende Modernisierung und Erweiterung der Anlage fortgeführt werden kann. Bestenfalls steht das Dach im Jahr 2020.
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Vorbote für «Night Sessions»
Der Tennisverband hätte es sich auch leichter machen und eine komplett neue Anlage ausserhalb von Paris bauen können. Mit Einsprüchen wäre an anderen Standorten kaum zu rechnen gewesen. Doch der Vorteil von Roland Garros ist die Nähe zur City, die Porte d'Auteuil im Westen von Paris, ist einfach mit der Metro zu erreichen. Ganz in der Nähe befindet sich auch der Parc des Princes, das Stade Jean Bouin und das Stade Pierre de Coubertin - drei Sportstätten, die rege benutzt werden. Dass die Anwohner über noch mehr Zuschauer nicht erfreut sind, lässt sich erahnen, zumal das Dach über dem Court Philippe Chatrier auch ein Vorbote für «Night Sessions» sein dürfte.