Wie aus der jährlichen Publikation der Schweizerischen Nationalbank «Die Banken in der Schweiz» hervorgeht, hat Libyen im Jahr 2008 seine Gelder in der Schweiz von 5,748 Milliarden Franken auf 628 Millionen Franken verringert. Damit flossen bis Ende letzten Jahres rund 89 Prozent der Vermögenswerte aus Libyen ab.
Das Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) wurde nach eigenen Angaben nicht offiziell über den milliardenschweren Vermögensabfluss informiert. «Wir verfügen über keine detaillierten Angaben zu den Geldern», sagte EDA-Sprecher Georg Farago auf Anfrage.
«Ein Abzug von Vermögenswerten in dem Umfang hat jedoch kaum gesamtwirtschaftliche Auswirkungen», sagte Farago. Die libyschen Gelder auf Schweizer Konten machen nur rund 0,3 Prozent aller ausländischer Gelder in der Schweiz aus.
Anhaltende Spannungen
Auch auf diplomatischer Ebene lässt der libysche Staatschef weiter die Muskeln spielen.
Bis Ende letzten Jahres flossen rund 89 Prozent der Vermögenswerte aus Libyen ab. (Symbolbild) /


Seit mehreren Wochen hat die Schweiz keinen offiziellen Repräsentanten mehr in der libyschen Hauptstadt. Die Botschaft in Tripolis ist nahezu verwaist.
Bereits im Sommer verschlechterten sich die Beziehungen zwischen Bern und Tripolis, nachdem der Sohn des libyschen Staatschefs Hannibal Gaddafi und seine Ehefrau in Genf verhaftet worden waren. Zwei Angestellte zeigten das Ehepaar wegen Misshandlung an.
Trotz des Rückzugs der Anzeige im September hielten die Spannungen an. Weiterhin sitzen zwei Schweizer Geschäftsleute in Libyen fest und dürfen das Land nicht verlassen. Libyen kündigte zudem eine Klage gegen die Genfer Behörden an.
Revolutionsführer Gaddafi drohte neben Finanzsanktionen auch mit einem Ölboykott gegen die Schweiz. Dieser wurde jedoch bislang nicht umgesetzt.