Im deutschen Nokia-Shop kostet das Touchscreen-Handy ohne Mobilfunk-Vertrag 479 Euro. Schweizer Händler bieten das Gerät derzeit für ab etwa 540 Franken zur Vorbestellung an. Der genaue Auslieferungstermin steht noch nicht fest, der Hersteller spricht bislang immer noch von einem Marktstart gegen Ende des dritten Jahresquartals.
Vorab hat uns Nokia einen ersten Blick auf einen Prototypen des N8 werfen lassen, der allerdings noch nicht mit der fertigen Software ausgestattet war. Hier sind unsere Eindrücke von dem neuen High-End-Handy der Finnen.
Alles im Fluss auf dem N8
Die Ausstattungsliste des Nokia N8 lässt kaum Wünsche offen: Bedient wird das 12,9 Millimeter flache Smartphone über einen kapazitiven, Multitouch-fähigen AMOLED-Touchscreen mit einer Bildschirmdiagonalen von 8,9 Zentimetern und einer Auflösung von nur 640 mal 360 Pixel, das Gerät bietet in Verbindung mit einer wechselbaren Speicherkarte im microSD-Format bis zu 48 GB Speicherplatz.
Für mobile Datenverbindungen steht neben WLAN n auch HSPA mit bis zu 10,2 MBit/s im Downstream und 2 MBit/s im Upstream bereit. Doch die Hardware war schon beim vorherigen Hoffnungsträger Nokia N97 nicht das Problem - es war das schwerfällige Betriebssystem Symbian S60 5th Edition mit seinen Doppel-Klick-Befehlen und schmalen Scrollbalken.
Die Scrollbalken im Menü des Nokia N8 sind weiterhin schmal gehalten, das stört jedoch nicht mehr, denn auf dem Touchscreen des neuen Smartphones ist Scrollen an einem beliebigen Ansatzpunkt der Glasoberfläche möglich. Auf Doppel-Klick-Befehle wie noch beim N97 verzichtet Nokia bei der neuen Betriebssystemsversion Symbian 3.
Überhaupt beeindruckt im ersten kurzen Test des Nokia N8, wie schnell flüssig das Smartphone läuft und zu bedienen ist. Das zeigt sich etwa beim Wechseln zwischen den drei per Widgets personalisierbaren Homescreens, beim Scrollen durchs Menü oder durch die Cover-Flow-Ansicht im Musikplayer und auch beim ruckelfreien Abspielen von Videos. Dafür sorgt laut Nokia ein ARM-Prozessor mit 680 MHz und separater Grafik-CPU.
Allerdings konnten wir im kurzen Test den Prozessor auch nicht an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit bringen. Beim Wechseln vom Videoplayer in eine andere Anwendung pausierten beispielsweise Bild- und Tonübertragung, wie ein Blick in den Task-Switcher zeigte. Der Musikplayer spielt dagegen auch im Hintergrund die in Paylists gespeicherten Titel unbeirrt weiter ab. Der Task-Switcher ist ein Programm-Manager, in dem der Nutzer aktive Funktionen des Handys schnell abschalten oder schnell von einer laufenden Anwendung in eine andere umschalten kann. Nokia spricht eigentlich beim N8 von echtem Multitasking: Programme sollen nicht im Hintergrund einfrieren, sondern weiterlaufen.
Social Client fasst Status-Updates zusammen
Der Aufbau, die Ordnerstruktur und die Icons der Oberfläche des Nokia N8 kommen Nutzern früherer Smartphones mit Symbian S60 5th Edition, etwa des N97 oder des 5800 XpressMusic, bekannt vor. Je nach Markt soll das Gerät mit teilweise unterschiedlichen vorinstallierten Programmen und Apps angeboten werden. Zum Software-Umfang des uns gezeigten Prototypen gehörten der Nokia-Standard-Browser mit Flash-Unterstützung, das Office-Paket Quickoffice, Ovi Karten mit der kostenlosen (Fussgänger-)Navigation in über 70 Ländern, der Zugang zum Ovi Store und ein sogenannter Social Client, der auf einem der Homescreens liegt und Mitteilungen sowie Status-Updates aus sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter zusammenfasst.
Nokia selbst ordnet das Gerät nur zwischen «High-End» und «Mid-Range» ein. /

12-Megapixel-Kamera des Nokia N8. /

Homescreen mit Social Client auf dem Nokia N8. /


Kontaktinformationen und Termine aus Facebook können mit dem Telefon-Adressbuch abgeglichen werden, so dass beispielsweise Kontakte im Handy-Adressbuch mit einem Facebook-Profilfoto versehen werden. Mit dem mit einem GPS-Empfänger ausgerüsteten Nokia N8 kann der Nutzer auch seinen jeweiligen Standort auf Facebook oder Twitter posten und damit zeigen, wo er gerade was macht.
Herausragend: die 12-Megapixel-Kamera
Beeindruckend sind die Multimedia-Funktionen des neuen Nokia-Smartphones. Dazu gehört neben dem neuen Musikplayer von Symbian 3 auch eine 12-Megapixel-Kamera, die sich etwas von der restlichen rückseitigen Oberfläche des Aluminium-Gehäuses abhebt. Der dadurch für den Bildsensor erreichte Raumgewinn an dieser Stelle könnte neben der hohen Megapixel-Zahl ein Anzeichen für eine gute Bildqualität sein, ebenso das Carl-Zeiss-Objektiv mit grosser Blende (2,8) und der Xenon-Blitz. Wie gut die Bildqualität der Kamera des Nokia N8 sein wird, muss ein späterer ausführlicher Test des Geräts zeigen.
Die Kamera des Smartphones nimmt Videos in HD-Qualität (1280 mal 720 Pixel Auflösung) auf, zudem kann der Nutzer Fotos und Videos gleich auf dem Handy bearbeiten. Zur Ablage von Fotos, Videos und Musik stehen 16 GB Speicherplatz auf dem N8 zur Verfügung, die per microSD-Karte um bis zu 32 GB ergänzt werden können. Dank USB on the Go lässt sich das Handy auch direkt an eine externe Festplatte anschliessen, die Datenübertragung muss also beim N8 nicht mehr unbedingt über einen Rechner erfolgen.
Zum Musikhören können an den 3,5-Millimeter-Klinkenanschluss handelsübliche Kopfhörer angestöpselt oder per Bluetooth ein Headset mit dem Smartphone gekoppelt werden. Auch einen HDMI-Ausgang zum Verbinden mit der heimischen Stereoanlage und einen FM-Transmitter, mit sich Musik beispielsweise aufs Autoradio übertragen und darüber abspielen lässt, besitzt das Nokia N8. Für ordentlichen Klang über die Stereo-Lautsprecher am Gerät unterstützt der Musikplayer des Nokia N8 Dolby Digital Plus Surround.
50 Stunden Musikwiedergabe am Stück
Nokia gibt für das 135 Gramm schwere Quadband-GSM-Handy eine Sprechzeit von bis zu zwölf Stunden im GSM-Betrieb an, im UMTS-Betrieb sollen es noch bis zu 5,5 Stunden sein. Musik spielt das N8 den Hersteller-Angaben zufolge bis zu 50 Stunden lang ohne Unterbrechung ab, Videos bis zu sieben Stunden lang. Der Akku-Deckel ist am restlichen Gehäuse festgeschraubt, was das Auswechseln des Energiespenders erschwert.
Viel Boden in Sachen Benutzerfreundlichkeit gut gemacht
Etliches am Nokia N8 ist nicht neu: Die Oberfläche ist Symbian-typisch geblieben, Features wie Multitouch oder Social Client gibt es bei Handys anderer Hersteller schon längst. Zudem ist das Display des neuen Nokia-Smartphones kleiner und weniger hochauflösend als bei anderen Top-Geräten derselben Preisklasse. Pluspunkte sammelt das Nokia N8 im Multimedia-Bereich mit seinen Kamera- und Player-Funktionen sowie der Vielzahl an Schnittstellen zur Datenübertragung.
Wenn das Gerät im Herbst dieses Jahres rauskommt, wird es zwar nicht in der Smartphone-Spitzengruppe mitspielen, Nokia selbst ordnet das Gerät auch nur zwischen «High-End» und «Mid-Range» ein. Der Handy-Hersteller macht aber mit dem N8 Boden in Sachen Benutzerfreundlichkeit seiner Smartphones gut. Den nächsten Schritt muss Nokia dann mit der für nächstes Jahr erwarteten Plattformen Symbian 4 (E- und X-Serie) und Meego (N-Serie)unternehmen.