Mit einem gegenwärtigen Kurs von etwa 1.25 zum Euro hat der Franken in den vergangenen Monaten schon einige der von Ökonomen virtuell festgelegten Schmerzgrenzen unterschritten. Fast die Hälfte der Unternehmen, die im Spätherbst an einer Umfrage der Nationalbank teilnahmen, klagten über Nachteile.
So versuchen betroffene Firmen beispielsweise, mehr Produkte in Euro einzukaufen, wie Martin Arnold in Gesprächen erfahren hat. Der Geschäftsführer des Zürcher Gewerbeverbands sagt: «Auch wenn Produkte in Euro gekauft werden, bezahlt werden müssen die Mitarbeiter schliesslich in Franken.»
Rohstoffe in Euro kaufen
Auch Bernard Rüeger, der im Waadtland Temperaturmessgeräte fast nur für den Export herstellt, versucht, Rohstoffe in Euro oder Dollar zu kaufen. Soweit es geht, führt er auch Konten in Fremdwährungen.
Die Beobachtungen des Branchenverbands der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (Swissmem) zeigen Probleme für die kleinen Firmen: «KMU, die ausschliesslich in der Schweiz produzieren und ihre Produkte mehrheitlich exportieren, trifft die aktuelle Wechselkurssituation extrem hart», sagt Sprecher Ivo Zimmermann.
Mit Ausnahme von Währungsabsicherungsgeschäften hätten diese Betriebe fast keine Möglichkeiten, der aktuellen Währungssituation zu begegnen. Dieses so genannte Hedging besteht aus komplexen Finanztransaktionen, die das Schwankungsrisiko dämpfen sollen. Sie sind aber sowohl teuer als auch in gewisser Weise immer eine Wette.
Einzelne Projekte
Ob eine Währungsabsicherung sinnvoll sei, liege vor allem in der Natur des Geschäfts einer Firma, sagt Analyst Armin Rechberger von der Zürcher Kantonalbank: «So sichern sich auch kleinere Unternehmen bei einzelnen Projekten, wie beispielsweise bei der Lieferung einer grossen Anlage, gegen die Schwankungen ab.»
Wer zum Ausgleich der Wechselkursverluste höhere Preise durchsetzen will, braucht die entsprechenden Argumente auf seiner Seite. Laut der Umfrage der Nationalbank von Ende 2010 verfügt aber nur jedes fünfte Schweizer Unternehmen eine so grosse Preissetzungsmacht.
Grossen Konzernen kommt entgegen, dass sie schon seit längerem viel im Ausland produzieren und Teile ihres Geschäfts nicht mehr in Franken laufen.
Ausschliesslich in der Schweiz produzierende KMUs sind stark betroffen. /

Es ist schwer abzuschätzen, wie lange der Eurokurs noch so tief bleibt, wie momentan. /


Der Wechselkurs wird sich allerdings bei jenen Konzernen, die ihre Bilanz in Franken vorlegen, in der demnächst beginnenden Berichtssaison negativ bemerkbar machen.
Negativer Einfluss
Bei Georg Fischer in Schaffhausen wird nicht bestritten, dass die Wechselkurse einen negativen Einfluss auf die Jahresrechnung haben werden. «Der grössere Schaden wäre aber, wenn die Umsätze einbrechen würden», sagt Sprecher Christian Thalheimer.
Aufsehen erregt haben vor einigen Tagen Berichte, wonach grössere Unternehmen von ihren inländischen Zulieferern Rechnungen in Euro verlangen. Ob dies ein Trend ist, kann Swissmem freilich noch nicht beurteilen. In zu grossem Stil betrieben wäre diese Praxis aber für die KMU fatal.
Trotz aller Strategien: Die meisten Firmen müssen angesichts der Probleme noch kosteneffizenter werden, zumal schwer abzuschätzen ist, wie lange der Eurokurs so tief bleibt wie jetzt. Inwieweit dies die Verlagerung der Produktion ins Ausland und Stellenabbau zur Folge hat, hängt von der Dauer der Frankenstärke ab.
Gefahr real
Die Gefahr für die Schweizer Wirtschaft ist in den Augen der Experten aber real. Vor allem jene Produktionsbereiche, die ohnehin schon dünne Margen lieferten, könnten ins Ausland abwandern, warnt Rudolf Minsch, Chefökonom des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse.
«Längerfristig können auch Innovationen die Situation verbessern», sagt Minsch. Einmal mehr zeige sich, dass die Schweiz hochwertige Güter und Dienstleistungen anbieten müsse, um die globale Wettbewerbsfähigkeit erhalten und neue Märkte erschliessen zu können.