Das Staatsfernsehen zeigte am Donnerstag Nachmittag einen stummen Kommentator, während Gaddafi sich mit einem Telefonat an die Bevölkerung richtete. In einer verwirrt wirkenden Rede verglich er sich mit der britischen Königin und sagte, er sei nur ein «symbolischer Führer» ohne absolute Macht. «Die Macht habt ihr», richtete er sich an das Volk.
Weiterhin behauptete er, an den Aufständen nehmen nur «drogenkranke Kinder» teil, denen die Terrororganisation Al-Kaida halluzinogene Substanzen in den Kaffee gemischt hätte. «Passt auf eure Kinder auf, bringt die Verantwortlichen für diese Kämpfe vor Gericht», beendete der Revolutionsführer seine Ansprache. Und plötzlich erklingt das Telefon-Signal: Gaddafi hat aufgelegt.
Kämpfe nähern sich Tripolis
Wie «Al-Jazeera» berichtet, halten die Strassenkämpfe weiter an. In der 50 Kilometer westlich von Tripolis gelegenen Stadt Az Zawiyah hätte die Armee Einzug gehalten und gegen die nur spärlich bewaffneten Protestanten eine Offensive geführt.
Die Ansprache Gaddafis im Staatsfernsehen. /


Hunderte seien laut Augenzeugenberichten gestorben.
Der Osten des Landes ist unterdessen laut «Reuters» in der Kontrolle der Aufständischen. Nachdem sich die Kämpfe näher und näher zur Hauptstadt Tripolis bewegten, habe Gaddafi seine Söldner und die noch regimetreuen Teile der Armee in den Dörfern um Tripolis stationiert. Einzelne Gegenschläge in nahegelegenen Gebieten der Aufständischen fänden gerade statt.
Gaddafi gab Befehl zum Lockerbie-Anschlag
Der zurückgetretene libysche Justizminister Mohamed Abdul al-Jeleil erwartet einen baldigen Selbstmord von Staatschef Muammar al-Gaddafi. Al-Jeleil sagte in einem Interview der schwedischen Zeitung «Expressen»: «Gaddafis Tage sind gezählt. Er wird es wie Hitler machen und sich das Leben nehmen.»
Weiter sagte der Anfang dieser Woche abgetretene Minister, Gaddafi habe persönlich 1988 den Befehl zum Lockerbie-Terroranschlag mit 270 Toten gegeben.
Journalisten wie Terroristen behandeln
Laut dem «Spiegel» haben US-Botschafter in Libyen die Warnung erhalten, dass alle Journalisten, die sich ohne Genehmigung in Libyen aufhalten, wie Terroristen behandelt würden. Für die Sicherheit der Berichterstatter könnte niemand mehr einstehen.