Patrik Etschmayer / Quelle: news.ch / Mittwoch, 7. November 2012 / 12:42 h
Romney war ein farbloser, sich zwischen moderater Mitte und extremer Rechten hin- und her windender Kandidat, der so zwischen Stühlen und Bänken eingeklemmt blieb und immer wieder von eigenen Unterstützern übertönt wurde.
Einer der lautesten dieser «Überpatrioten» war wohl Donald J. Trump, Immobilienmagnat, Grossmaul, Showmaster und Möchtegern-Präsidentschaftskandidat, der von Barack Obama, ganz in der Tradition der paranoiden Birther-Bewegung, andauernd irgendwelche Geburtsdokumente und Staatsbürgerschaftsnachweise einforderte.
Trump, dessen Haarteil fast ebenso legendär wir sein Ausspruch «You're fired!» aus der Karriere-Fernsehshow «The Apprentice» ist, mit dem er gescheiterte Kandidaten jeweils raus wirft, hat in der Wahlnacht scheinbar temporär seinen Verstand verloren.
Auf Twitter sendete er in der Wahlnacht eine Barrage von Tweets los, welche die Wahl als eine Fälschung und Travestie bezeichnen und das Wahlmännergremium als Desaster für die Demokratie.
Ein Mann und sein Haar. /


Zudem fordert er einen Marsch auf Washington und eine Revolution und verlangt, dass das Repräsentantenhaus alles, was Obama machen wolle, vier Jahr lang blockieren müsse. Ein Multimillionär, der auf Twitter wie ein Berserker tobt, setzte so einen ziemlich irren Schlusspunkt der Wahlnacht.
Es waren Gesichter und Forderungen wie diese, welche viele gemässigte Wähler abschreckten und von Romney fern hielten. Die Stammwähler hatten beide ohnehin in der Tasche, es waren die Wechselwähler, auf die es ankam.
Hätte Romney nach den Vorwahlen auf die laute Rechtsaussenfraktion gepfiffen und einen Kurs wie frühere, gemässigte Republikaner gesteuert, er hätte vermutlich viele Unsichere auf seine Seite gezogen. Doch Romney traute sich nicht, sich von den Geiferern, den Radikalen, den Schreihälsen abzuwenden.
Wer ein tobendes Toupet zu seinen Freunden zählt, muss eben damit rechnen, den Wahltag mit Haareraufen zu verbringen.