Für sein Team ist klar, dass die Entwicklung eine günstigere und auch zuverlässigere Alternative - oder Ergänzung - zu Video-basierten Assistenzsystem bietet.
«Wir begrüssen jegliche Arbeit an unterstützender Sensorik, denn durch solche Technologie steigt die Sicherheitsbandbreite», meint Steffan Kerbl, Teamleiter Technik, Test, Sicherheit beim ÖAMTC , im Gespräch mit pressetext. Kritik, dass letztlich der Mensch die Kontrolle über das Auto behalten soll, sei zwar verständlich - doch gehe es bei Assistenztechnologien oft darum gegenzusteuern, wenn der Mensch eben diese Kontrolle verliert. Wichtig sei die richtige Umsetzung. «So etwas soll ja nicht nur eine Spielerei sein, sondern sich in der Unfallstatistik positiv auswirken», betont Kerbl. Das Potenzial dazu scheint bei der WSU-Entwicklung gegeben, falls sie richtig genutzt wird.
Empfindliche Lenkung
«Video-basierte Systeme, die Kameras nutzen, um zu erkennen, wann ein Auto aus der Spur driftet, sind sperrig und teuer», meint Van Dongen. Zudem funktionieren sie dem WSU-Forscher zufolge beispielsweise bei Schneelage, kurvenreichen Strassen oder Dunkelheit nicht sehr gut. Die Neuentwicklung verspricht eine Alternative, die nicht mit diesen Einschränkungen zu kämpfen hat.
Anhand von Unregelmässigkeiten in der Lenkradbewegung erkennt das System, ob der Lenker schläfrig ist.(Symbolbild) /


Dazu macht sie sich zunutze, dass sich die Ermüdung eines Autolenkers sehr frühzeitig direkt am Steuer bemerkbar macht - die Lenkradbewegungen werden unregelmässiger.
Wie die Forscher anhand von Fahrsimulator-Experimenten mit 29 Probanden zeigen konnten, ist es anhand der Unregelmässigkeiten in der Lenkradbewegung sogar möglich, ein Abweichen aus der Fahrspur vorauszuahnen, bevor es wirklich dazu kommt. Eben diese Tatsache macht sich die neuentwickelte und bereits patentierte Lösung zunutze. Dabei kommt sie mit relativ einfache Komponenten wie einem Positionssensor für das Lenkrad aus, was eine günstige Umsetzung ermöglicht. «Man könnte das auch mit bestehenden Systemen verbinden, um ihre Funktionalität zum Erkennen starker Ermüdung zu verbessern», so Van Dongen.
Mehr als nur Nachrüsten
Es scheint realistisch, dass die WSU-Entwicklung beispielsweise als Sensor für Spurhalteassistenten von Wert sein kann. Dass die Universität davon spricht, dass die Lösung auf für Nachrüst-Bausätze geeignet ist, ist laut ÖAMTC-Experten Kerbl aber eher kritisch zu sehen. «Eine Nachrüstlösung könnte in diesem Bereich eigentlich nur ein Warnsignal ausstossen», erklärt er. Mit einem nachträglich eingebauten System mehr machen zu wollen, könnte nämlich sogar gefährlich werden.
Als Beispiel verweist der Techniker darauf, dass eine nachträglich eingebaute Bremsassistenz womöglich zu scharf für ein leichtes Fahrzeug bremsen und dadurch sogar Auffahrunfall auslösen könnte. «Die Integration in ein Fahrzeug muss wirklich Profi-Sache sein», betont Kerbl. Denn egal, wie die zugrundeliegende Technologie aussieht: Den grösstmöglichen Sicherheitsvorteil können Lösungen nur dann bieten, wenn sie direkt vom Hersteller wirklich optimal an einzelne Fahrzugtypen angepasst werden.