Die Reservisten würden vor allem in den Kasernen Soldaten ersetzen, die zur Sicherung der Grenzen abkommandiert worden seien. Sie könnten aber auch für andere Aufgaben eingesetzt werden, meldete die amtliche Nachrichtenagentur MTI am Samstag.
Ungarn streitet sich derzeit mit seinen südlichen Nachbarn Serbien und Kroatien über den Umgang mit Zehntausenden Flüchtlingen, die auf dem Weg nach Westeuropa sind. Immer mehr Staaten blocken die Hilfesuchenden ab.
Ungarn kündigte an, auch an der Grenze zu Kroatien einen Zaun zu errichten. Kroatien schloss weitgehend seine Grenzen zu Serbien. Slowenien stoppte den Zugverkehr von und nach Kroatien.
Kroatien brachte am Freitag und in der Nacht zum Samstag Tausende Flüchtlinge zu ungarischen Grenzübergängen. Nach Angaben der Polizei vom Samstag trafen am Vortag 7852 Migranten in Ungarn ein, die meisten von ihnen aus Kroatien.
Durch die Weiterleitung von Flüchtlingen von Kroatien über Ungarn kamen auch in Österreich über Nacht wieder tausende Menschen an. Die Behörden rechneten damit, dass im Lauf des Tages Tausende weitere Flüchtlinge eintreffen.
Sicherung der Grenzen. /


In den vergangenen Tagen waren nur wenige Flüchtlinge nach Österreich gelangt.
Haftbefehle beantragt
Nach den Unruhen am ungarisch-serbischen Grenzübergang Röszke vor drei Tagen beantragte unterdessen die ungarische Staatsanwaltschaft Haftbefehle gegen elf festgenommene Flüchtlinge. Die Männer würden des «verbotenen Überschreitens der Grenzsperre als Teilnehmer von Massenunruhen» beschuldigt, teilte die Staatsanwaltschaft in der südungarischen Stadt Szeged am Samstag mit.
Am Mittwoch waren ungarische Sicherheitskräfte und aufgebrachte Flüchtlinge am geschlossenen Grenzübergang Röszke zusammengestossen. Die Polizei hatte Tränengas und Wasserwerfer eingesetzt, die Flüchtlinge warfen Steine und Flaschen. Nach Darstellung der ungarischen Behörden sollen die Migranten die Grenzsperre durchbrochen haben und von Sicherheitskräften zurückgedrängt worden sein.
Indes mehren sich Zweifel an dieser Version. Der Oppositionspolitiker Ferenc Gyurcsany warf der Polizei vor, gezielt die Flüchtlinge angegriffen zu haben.
Tatsächlich veröffentlichte das Portal «24.hu» Video-Clips, auf denen zu sehen ist, wie Hunderte Flüchtlinge freudig durch das unerklärlicherweise geöffnete Grenztor gingen. Dabei riefen sie «Danke, Ungarn!», offenbar in der Annahme, die Grenze sei für sie wieder offen. Danach sieht man, wie sie vor dem Angriff der Polizei davonlaufen.
Auch die USA suchen Lösungen
US-Aussenminister John Kerry bezeichnete die Situation der Flüchtlinge in Europa als «humanitäre Katastrophe». In einem Interview des britischen Senders Channel 4 räumte Kerry ein, die Aufnahme von 10 000 syrischen Flüchtlingen in den USA sei nicht genug.
«Wir schauen uns andere Optionen an, es ist dringend», sagte Kerry. Der US-Aussenminister machte jedoch auch deutlich: «Man kann das nicht lösen, indem man einfach die Leute ins Land lässt.» Es sei notwendig, die Wurzeln des Problems anzupacken.