Rebecca Niederer / Quelle: news.ch / Samstag, 14. November 2015 / 11:11 h
Ich habe mir das Wochenende in der «news.ch»-Redaktion freigenommen, um in Paris shoppen zu gehen und mich dann am Abend mit Freunden zu treffen. Meine erste geplante Destination lag in der Nähe der Rue du Temple, wo sich die Schiesserei in einer Bar ereignet hat.
Am Freitag fuhr ich also, nach getaner Arbeit, mit meiner Mutter in Richtung Paris. Wir freuten uns auf das gemeinsame Wochenende und waren noch etwa 300 Kilometer von der Hauptstadt entfernt, als die Meldungen im Radio kamen: «Terror in Paris», «Mehrere Bombenexplosionen», «Täter auf der Flucht». Dies waren die ersten Breaking News, die uns veranlasst haben, vorerst eine Rast einzulegen und die weitere Entwicklung zu verfolgen.
Einige Zeit ging das so weiter und für uns wurde es langsam Zeit loszufahren. Wir haben ein kleines Apartment im 8. Arrondissment, welches unser nächstes Ziel war. Kurz vor Paris war dann aber die Autobahn geschlossen. Wir wurden gezwungen die nächste Ausfahrt zu nehmen, da die Einfahrt in die Stadt regelrecht verbarrikadiert war. Es gab kein Weg hinein! Zur gleichen Zeit verordnete Hollande den Parisern eine Ausgangssperre.
Durch die vielen Polizisten stieg die Aufregung am Lenker. Zum Glück haben wir Verwandte in einem Vorort der Hauptstadt. Als wir ankamen war die Begrüssung zwar herzlich, doch niemand lächelte. Die ganze Familie stand oder sass vor dem Fernseher; ein leises «Gott steh uns bei» der Mutter.
Traurigkeit und Ausweglosigkeit in Paris. /


Entsetzen, Angst und Wut durchdrangen das Zimmer. Die Strasse, in der wir untergekommen sind, ist am Wochenende üblicherweise gut besucht, da auf der anderen Seite eine kleine Bar steht. Doch heute bleibt sie leer. Mehrere Male wurde im Fernsehen gebeten, dass die Bevölkerung zuhause bleibe.
Heute Morgen standen alle wieder vor dem Fernseher. Die Strassen leer. Von draussen kein Laut. Weder von Menschen noch von Verkehrsmitteln. Auch in diesem Vorort von Paris spüren wir die Traurigkeit und Ausweglosigkeit. Niemand weiss was tun. Wir sitzen zuhause und denken an alle Opfer und Angehörige. Die Wut über die Täter. Die Angst steht jedem ins Gesicht geschrieben. Sobald die Grenzen wieder offen sind, werden wir die Heimreise antreten.