fest / Quelle: pd / Mittwoch, 5. Juli 2023 / 15:21 h
Der US-amerikanische Autor und Comiczeichner Chris Ware hat den Comic revolutioniert, bereits seine erste lange Graphic Novel «Jimmy Corrigan. Der klügste Junge der Welt» wurde zu einem vielfach ausgezeichneten erzählerischen und zeichnerischen Meilenstein der neunten Kunst. In gleichzeitig technischen und verspielten, vielschichtigen Panels analysiert Ware das innere und äussere Erleben seiner Figuren, ihre Erinnerungen und Vorstellungen mit kühler Präzision. Die ordnende und stilisierende Ligne claire des Künstlers, seine raffinierten Seitenaufbauten und das begleitende Spiel mit an alte Reklameschriften erinnernden Typografien haben das Vokabular des Comics erweitert und ihm als literarische Sprache Anerkennung verschafft.
Erstmals im deutschsprachigen Raum präsentiert das Cartoonmuseum Basel das bahnbrechende Werk eines der bedeutendsten zeitgenössischen Comickünstler in einer grossen Retrospektive mit Originalzeichnungen, Skizzen und Animationsfilmen. Ein Highlight sind die von Chris Ware entworfenen Figuren und dreidimensionalen Objekte.
Der wichtigste Referenzkünstler für zeitgenössische Comicschaffende
Die in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler entwickelte Retrospektive «Chris Ware. Paper Life» zeigt den ganzen Reichtum des Werks dieses bedeutenden US-amerikanischen Autors und Zeichners. Der 1967 in Omaha, Nebraska, geborene Chris Ware (Franklin Christenson Ware) veröffentlichte schon sehr früh im Avantgarde-Magazin «RAW» von Art Spiegelman und Françoise Mouly. In den frühen 1990er-Jahren startete er seine gross angelegte «ACME Novelty Library»-Serie, in der er seine wichtigsten Charaktere etablierte. In der Schweiz bekannt wurde Chris Ware mit seinen Veröffentlichungen im legendären Zürcher «Strapazin». Heute ist er der wichtigste Referenzkünstler für zeitgenössische Comicschaffende.
Chris Ware entwickelt Comics als literarische Sprache weiter und hat zeichnerisch und erzählerisch zu einer Komplexität gefunden, die auch anspruchsvollen sozialen und gesellschaftlichen Themen gerecht wird: «Comics ermöglichen eine grössere Bandbreite an gleichzeitigen Eindrücken, Erinnerungen und Gedanken als jede andere visuelle Sprache.
Chris Ware vor seinen Zeichnungen. /

Auszug aus Jimmy Corrigan. (2003) /

Auszug aus Jimmy Corrigan. (2003) /

Auszug aus Jimmy Corrigan, Skyscrapers. (2003) /

Auszug aus Quimby the Mouse. (2006) /

Blick in die Ausstellung. /

Blick in die Ausstellung. /

Blick in die Ausstellung. /


Gesehenes und Erinnertes überlagern und überschneiden sich. Comiclesen spricht auf unterschiedlichen Ebenen die Wahrnehmung an, die dem realen Bewusstsein am nächsten kommt.»
Mit dem Grand Prix ausgezeichnet
Chris Ware zeichnet mit perfektionistischer Akribie und technischer Präzision, seine Bücher sind erzählerische und formale Gesamtkunstwerke, in denen von der Typografie bis zum Einband alles aus einer Hand kommt. In der Ausstellung wird nachvollziehbar, wie er über suchende Vorskizzen zu seinen durchkomponierten, an Pläne und Konstruktionszeichnungen erinnernden Bildsequenzen gelangt. Aus unterschiedlichsten Perspektiven und in einzigartiger, konzentrierter Dichte erfährt die Leserschaft von menschlichen Unzulänglichkeiten, Kommunikationsschwierigkeiten und Enttäuschungen. Besonders eindrücklich ist die aufwendig produzierte Comic-Sammlung «Building Stories» aus dem Jahr 2012, in der 14 Bücher in verschiedensten Formaten vereint sind, die keine vorgegebene Reihenfolge haben, sondern von der Leserschaft individuell entdeckt und verbunden werden sollen.
«Building Stories» wurde 2013 am Festival International de la Bande Dessinée mit dem Sonderpreis der Jury geehrt. 2021 wird Chris Ware in Angoulême mit dem Grand Prix, der aktuell höchsten Auszeichnung im Comic, gewürdigt. Neben seinen grossen Graphic Novels «Jimmy Corrigan» (2000), «Building Stories» (2012) und «Rusty Brown» (2019) arbeitet Chris Ware für die Presse, insbesondere den «New Yorker», und hat Animationsfilme um seine Hauptfiguren Quimby the Mouse und Rusty Brown geschaffen. Die Retrospektive zeigt Originalwerke aus den wichtigsten Arbeiten des Ausnahmekünstlers sowie Objekte wie Modelle, Skulpturen und Konstruktionen, die seine Geschichten in der dritten Dimension ergänzen.
1.7. - 29.10.2023
Cartoonmuseum Basel
St. Alban-Vorstadt 28
CH? 4052 Basel
Tel. +41 (0)61 226 33 60
info@cartoonmuseum.ch
Di - So 11 - 17 Uhr