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Tschechiens Nationalteam am ScheidewegPavel Nedveds Zeiten im Nationaldress sind seit 2006 vorbei, jene von EM-Teilnehmer Milan Baros eigentlich auch. Und mit Tomas Rosicky steht der aktuelle Captain von Tschechiens Nationalteam ebenfalls vor dem Abgang. Wohin der Weg geht, steht in den Sternen.bg / Quelle: Si / Samstag, 16. Juni 2012 / 18:02 h
Es gab Zeiten, da war Tschechien praktisch unschlagbar. Als sie unter Jozef Chovanec die EM-Qualifikation 2000 ohne Verlustpunkt abschloss. Oder zwischen 2002 und 2003, als es in 20 Spielen in Folge ohne Niederlage blieb, 53 Tore erzielte und sich locker für die EM in Portugal qualifizierte. Wo Baros zum Topskorer wurde, Nedved im Mittelfeld die Fäden zog und der Stern von Goalie Petr Cech, damals Teamkollege von Alex Frei in Rennes, zu leuchten begann. Unter der «grauen Eminenz» Karel Brückner endete das Turnier im Halbfinal, mit dem Silver Goal des späteren Europameisters Griechenland. Besser hatte Tschechien ein grosses Turnier nur 1996, mit der Golden-Goal-Niederlage im Final gegen Deutschland durch Oliver Bierhoffs Tor, abgeschlossen.
Aktuell kann die «Fotbalova asociace Ceske republiky» nur davon träumen, an alte Erfolge anzuknüpfen. Junioren-Auswahlen wie die U21 (EM-Halbfinal 2011) oder die U19 (EM-Finalist 2011) sorgen zwar immer wieder für Aufsehen, aber im Gegensatz zu früher überspringt kaum einer mehrere Altersstufen auf einmal. Bei der Elite scheiterten die Tschechen 2006 an der WM und vor vier Jahren an der EM (zusammen mit der Schweiz) bereits in der Vorrunde. Gar zur Demütigung wurde die letzte WM-Qualifikation. Tschechien verpasste als Dritter die Teilnahme. Als Gruppensieger mit einem Sieg und einem Remis in den Direktbegegnungen schaffte dafür der «kleine Bruder» Slowakei den erstmaligen Sprung an ein grosses Turnier.
Anfälliger «Mozart» In Polen und der Ukraine sind die Slowaken heuer nur Zuschauer. Selbiges befürchtet die Öffentlichkeit in Tschechien nach der Vorrunde aber auch für ihr Team. Vieles steht und fällt mit den Namen Tomas Rosicky. Der 31-jährige Prager ist seit Nedveds Rücktritt vor sechs Jahren der Captain, Lenker und Denker. Die Fans von Arsenal übernahmen von jenen aus Dortmund den Übernamen «Little Mozart» für den sensiblen Techniker.Wie lange bleibt Captain Tomas Rosicky Tschechien noch erhalten? /
Wäre Rosicky, wie unter anderem vor der EM 2008, nicht wieder und wieder von Verletzungen zurückgeworfen worden, wäre er auf Dauer wohl einer der besten Spieler des Kontinents geblieben. In Tschechien befürchten sie, dass sich der fragile Captain in Zukunft auf den Job bei Arsenal konzentrieren könnte. Die Folge wäre der Rücktritt aus dem Nationalteam, nach knapp 90 Einsätzen und fünf grossen Turnieren seit 2000. Mit dem «Schnitzel», zu dessen Verzehr ihn in Dortmund wegen seines fragilen Körperbaus einst ein Journalist aufgefordert hatte, gingen die stoische Ruhe am Ball und die offensive Unberechenbarkeit verloren. Tschechien sei ohne Rosicky, dem Hirn und der Seele dieses Teams, nur noch die Hälfte wert, sagen sie. Darida als potenzieller Ballverteiler Mögliche Nachfolger für Rosicky und Co. stehen zwar bereit. Aber an wichtigen Turnieren lässt ihnen Trainer Michal Bilek noch keine tragende Rolle zukommen. Dem Pilsener Vladimir Darida (21) wird zugetraut, dereinst in die grossen Fussstapfen als Regisseur zu treten. Für Baros, der in den letzten zwei Jahren nur noch zweimal im Nationaldress getroffen hat, wären der Nürnberger Tomas Pekhart (23) oder Tomas Necid (22) von ZSKA Moskau mittelfristig durchaus valable Optionen. Nur: Vom genannten Trio spielte an der EM 2012 erst Pekhart - als Joker beim 2:1 gegen Griechenland. Es ist nicht davon auszugehen, dass Bilek vor dem letzten Gruppenspiel gegen Co-Gastgeber Polen von seiner (sturen) Linie abrücken wird. Sympathiepunkte hat der ehemalige Internationale ohnehin nicht mehr zu verlieren. Weder bei den Experten, die ihm Mut- und Konzeptlosigkeit vorwerfen, noch beim Volk, das über die «Vetternwirtschaft» Bescheid weiss. Bilek war 2010 von Ivan Hasek persönlich zu dessen Nachfolger berufen worden. Weil dieser sich wieder auf seine Hauptaufgabe als Verbandspräsident konzentrieren wollte. Die Amtszeit begann mit vier Niederlagen in Serie. Und doch weiss Bilek bereits jetzt, dass er bis zum Ende der WM-Qualifikation 2014 bleiben darf. Der Vertrag wurde vor EM-Beginn abgeschlossen.
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