Lösungen zeichnen sich nicht ab, die meisten Betroffenen wirken ratlos.
Andere Bühne, gleich hässliche Bilder: Am Mittwochabend glich der Berner Bahnhof einer Kampfzone. Vor und nach dem Cupfinal zwischen YB und Sion zogen Schlägerbanden durch die Strassen. Die Polizei musste massiv einschreiten und verhaftete 60 Personen; unzählige wurden verletzt.
Am nächsten Wochenende sind abermals Gewaltszenen zu befürchten. Der FC Basel gastiert erneut im Letzigrund. Tausende FCB-Anhänger werden anreisen, unter ihnen auch militante Mitläufer. Im Stadion verzichteten die Verantwortlichen auf bauliche Massnahmen. «Das wäre in so kurzer Zeit gar nicht möglich gewesen», schränkt Stadion-Manager Peter Landolt ein.
Keine sicheren Eingangskontrollen
Über anderweitige Vorkehrungen gibt Landolt keine Auskunft. Eine 100-prozentig sichere Eingangskontrolle könne er aber nicht garantieren: «Das ist in diesem zeitlichen Rahmen gar nicht möglich.» Vor dem FCB-Sektor installiert der Stadion-Betreiber zur besseren Sicherung des Spielfelds einzig weitere Abschrankungen aus Stahl.
«Drängen aber Tausende, sind sie kaum aufzuhalten», gibt Landolt mit schon fast resignierendem Unterton zu. Für den privaten Sicherheitsdienst sei es immer ein heisses Abwägen, wann der Zugriff zu erfolgen habe.
«Wir sind mit Glück davon gekommen»: Peter Landolt. /


Vor Wochenfrist stürmten zahlreiche Anhänger nach dem 3:1 von Eren Derdiyok auf die Tartanbahn und provozierten damit den gegnerischen Anhang. «Wir sind mit Glück davon gekommen.»
Politische Lösungen nicht in Sicht
Die Liga ermittelt seit Tagen -- auch gegen zwei Anhänger, die Leuchtraketen in den Zürcher «Family Corner» geschossen haben. Ergebnisse wurden bis jetzt nicht veröffentlicht. Der juristische Dienstweg ist lang und manchmal verworren; zumal der Disziplinarrichter mittlerweile fast nach jedem halbwegs wichtigen Fussball-Spiel in der Schweiz beschäftigt ist.
Auch die Polizei wurde am letzten Sonntag massiv angegriffen. Während Stunden bewarfen Chaoten aller Szenen die Beamten am Bahnhof Altstetten mit faustgrossen Steinen. Wie die Gewaltexzesse zu unterbinden sind, weiss offenbar niemand. Politische Lösungen sind keine in Sicht -- es ist kein Wahljahr. Jeder schiebt dem anderen die Verantwortung zu und fordert konstant ein härteres Durchgreifen.
Geändert hat sich an der (nicht nur für Sportkonsumenten) unzumutbaren Lage nichts. Woche für Woche eskaliert die Situation an irgendeinem anderen Brennpunkt des Landes. «Es handelt sich um ein gesellschaftliches Phänomen. Alle sind gefordert: Polizei und Justiz, Eltern und Lehrkräfte, Klubs samt Spielern und Trainern, Peer Groups und Fanarbeitern, aber auch Politik und Medien», erklärte Zürichs Polizei-Chefin Esther Maurer in einem Interview mit dem Tages-Anzeiger.
Wer stoppt die Randalierer? Diese Frage wäre in absehbarer Zeit mit deutlich spürbaren Konsequenzen zu klären -- und zwar im Sinne von allen normalen Matchbesuchern und übrigen Bewohnern der Städte Bern, Basel, Zürich oder Bellinzona. Die Liste der Orte liesse sich übrigens beliebig verlängern.