Auslöser der Proteste waren die Schadensersatzforderungen, mit denen der konservative Berlusconi gegen die linken Zeitungen «La Repubblica» und «L'Unità» vorging. Die Blätter berichteten über die angeblichen Sex-Affären und wilden Feste des 73-jährigen Milliardärs.
Beide Blätter sollen dem Regierungschef Schadenersatz in Millionen-Höhe zahlen, was Journalisten als Versuch kritisierten, sie zum Schweigen zu bringen. In einer Aktion haben sich rund eine halbe Million Menschen - darunter auch Politiker, Künstler, und Intellektuelle - mit «La Repubblica» solidarisiert.
«Nein zum Informations-Maulkorb»
«Nein zum Informations-Maulkorb» lautete einer der Slogans auf der Kundgebung, zu der der nationale Journalistenverband FNSI aufgerufen hatte. Die Veranstalter gaben die Zahl der Teilnehmer mit 300'000 an. Die Behörden sprachen von über 60'000 Demonstranten.
Wieder Demonstrationen gegen Berlusconi. /


Berlusconi hatte die Kundgebung vorab als «eine absolute Farce» abgetan, die Medien in Italien seien frei. Er bestritt vehement, dass die Medienfreiheit in Italien gefährdet sei. «Es ist ein Verbrechen, zu behaupten, dass es in Italien keine Medienfreiheit gibt. Es gibt totale Verleumdungsfreiheit», sagte er.
Gegen die Macht von Mediaset
Berlusconi kontrolliert als Besitzer der TV-Gruppe Mediaset drei landesweit ausgestrahlte Fernsehkanäle. Unter dem Dach seiner Holding Fininvest, die mehrheitlich im Besitz von Berlusconi und seiner Familie steht, findet sich neben Mediaset auch Publitalia, die grösste Werbeagentur im Land.
Auch in anderen europäischen Hauptstädten wie Paris und London waren - kleinere - Aktionen gegen eine Einflussnahme des Medienzars auf Italiens Presse und das Fernsehen vorbereitet worden.