Kurz vor dem G8-Gipfel im Juli 2009 hatten Gaddafis Leibwächter beschlossen, aus Angst vor Anschlägen die Autobahnstrecke Rom-L'Aquila mit ihren vielen Tunnels zu vermeiden, und eine alternative Strasse über die Apenninpässe gewählt.
Auf der Strecke hatte Gaddafi sein Konvoi in Antrodoco halten lassen, einer 2800-Seelen-Gemeinde mit atemberaubendem Ausblick auf Wäldern und Flüssen, um Fotos zu machen. Einige Bewohner der Gemeinde am Apennin unweit von der mittelitalienischen Region Abruzzen hatten sich dem Konvoi genaht und sich mit Gaddafi fotografieren lassen.
Freundliche Atmosphäre
Dabei entwickelte sich eine sehr freundschaftliche Atmosphäre.
Muammar al-Gaddafi. /


«Ich habe euch in mein Herz eingeschlossen, ich werde euch nicht vergessen», sagte der exzentrische Staatschef nach Angaben der Mailänder Tageszeitung «Corriere della Sera».
Nach einigen Monaten erhielt der Bürgermeister Antrodocos, Maurizio Farina, den Besuch des libyschen Botschafters in Italien, Hafed Gaddur. Dieser schenkte der Gemeinde die Fotos, die Gaddafi persönlich in Antrodoco geschossen hatte.
Problem der Entvölkerung
«Ich erzählte dem Botschafter, dass sich die Gemeinde wegen Mangels an Arbeitsplätzen immer mehr entvölkert, und dass es uns an Finanzierungen für die Entwicklung touristischer Projekte fehlt. Dabei hätte die Gegend viel Potenzial», berichtete der Bürgermeister.
Gaddafi erklärte sich bereit, ein Projekt zur Wiederbelebung der alten Thermen Antrodocos und ein Luxushotel in einem alten Palast im Besitz der Gemeinde zu finanzieren. Ausserdem soll mit libyschem Kapital eine Anlage zur Flaschenabfüllung von Mineralwasser und ein Sportzentrum errichtet werden, das als Trainingslager für Fussballvereine dienen soll.