sl / Quelle: news.ch / Mittwoch, 25. August 2010 / 08:04 h
Auf der Website von Marcel Graf teilt das Komitee mit, dass sie die Initiative zurückziehen. Über die Gründe steht auf der Homepage nichts.
«Die Initiative wird zurückgezogen! Keine Frage, für uns wäre die Todesstrafe wie in der Initiative beschrieben die Lösung vieler Punkte. Unbegründet zieht sich das Verfahren in unserem Fall seit eineinhalb Jahren hin, bis jetzt ohne Ergebnis.»
Die Initiative forderte die Todesstrafe für Personen, die «in Kombination mit einer sexuellen Handlung mit einem Kind, sexueller Nötigung oder Vergewaltigung eine vorsätzliche Tötung oder einen Mord begehen».
Keine formalen Hindernisse
Nachdem die Initiative letzte Woche für Furore sorgte, wurde sie am Dienstag im Bundesblatt veröffentlicht und die Sammelfrist hatte bereits begonnen. Die Initiative enthielt keine formalen Hindernisse.
Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum die Initiative starten, um dann einen Rückzieher zu machen. «Dabei geht es natürlich in erster Linie darum, die Diskussion über die Todesstrafe anzuheizen und auszuprobieren wie weit man gehen kann», erklärt Dr. Peter Schneider.
«Die Initiative war das einzige, was wir rechtlich machen konnten, um uns Gehör zu verschaffen», schreibt die Familie am Mittwochmorgen. Der Hintergrund der Initiative basierte auf persönlichen Erlebnissen und wurde auch deshalb von Politikern scharf kritisiert. Die betroffene Familie wusste sich offenbar nicht anders zu helfen.
Nun doch keine Todesstrafe in der Schweiz. /

Schrei nach Aufmerksamkeit
«Das sieht für mich nach einem Hilferuf aus, ein Schrei nach Aufmerksamkeit», so Sabina Pedroli. Das Verfahren im Fall der getöteten Schwester der Frau von Marcel Graf zieht sich nun seit eineinhalb Jahren hin, wie die Familie auf ihrer Website schreibt. «Bis jetzt ohne Ergebnis», so das Komitee der Initiative.
«Jedes Opfer fühlt sich im Stich gelassen und will persönliche Rache», sagt Dr. Peter Schneider im Gespräch mit news.ch. «Durch diese Initiative sollte die Rache durch den verlängerten Arm der Justiz befriedigt werden», so Schneider weiter.
Auf ihrer Homepage weist die Familie auf folgende Punkte hin:
«Der heutige Rechtsstaat ist total auf der Seite des Täters. - Der Untersuchungsbericht wird rund um die Aussagen des Täters gemacht, es fehlt eine Aussage im Namen des Opfers. - Die Hinterbliebenen haben keine Möglichkeit sich zu wehren und sind im Prozess nur als Zuschauer dabei. - Die Verwahrungsinitiative ist durch deren Nichtanwendung eine 'Volksverarschung'. - Ein Täter bekommt Unterkunft, warmes Essen, Unterhaltung und Beschäftigungsmöglichkeiten, mehr als jeder ehrliche Obdachlose. - Der Täter muss bestraft werden und nicht das Opfer und die Hinterbliebenen. - Die Politiker müssen das Rechtssystem endlich anpassen.»