Mit dem Vorstoss in die Internet-Wolke kontert Microsoft den Angriff des Erzrivalen Google, begibt sich dabei aber auf dessen Spielfeld: Der Suchmaschinen-Riese hatte den Konzern aus Redmond mit umfangreichen Online-Diensten «Google Apps» herausgefordert. Office ist neben dem Windows-Betriebssystem der wichtigste Gewinnbringer von Microsoft. Das Cloud-Modell ist grundlegend anders als die Art, auf die Microsoft bisher mit den Programmen Geld verdiente: Statt der hohen Einmalzahlung bei der Anschaffung gibt es nutzungsabhängige Entgelte oder Werbeeinnahmen.
Konzernchef Steve Ballmer lenkt Microsoft inzwischen konsequent in Richtung Cloud-Dienste. Im Fall Office geht es jetzt aber um die wichtigste Geldquelle von Microsoft. Zuletzt steigerte die Business-Sparte, zu der auch das Office-Paket gehört, im dritten Geschäftsquartal den Umsatz um 21 Prozent auf 5,3 Milliarden Dollar. Mittlerweile wirft der Geschäftsbereich auch mehr Gewinn ab als das Betriebssystem Windows.
Etwas teurer als bei Google
Office 365 gibt es in diversen Preismodellen in unterschiedlicher Zusammensetzung, wie Microsoft mitteilte. Das Paket für Kleinunternehmen und Selbstständige unter anderem mit den Office Web Apps und Exchange Online kostet monatlich sechs Dollar pro Nutzer. In der teuersten Variante gibt es Office 365 für Unternehmen inklusive Desktop-Software für 24 Dollar pro Nutzer im Monat.
Cablecom bietet bereits Produkte von Microsoft Office 365 an. /


Google verlangt für die Business-Version seiner Apps zwischen fünf und 50 Dollar in den USA. Für Privatnutzer sind die Programme kostenlos.
Der Suchmaschinen-Riese hat nach eigenen Angaben mehr als drei Millionen Unternehmen für sein Angebot Google Apps gewinnen können. Der Konzern sah sich denn auch genötigt, den Start des Konkurrenz-Dienstes mit einem Blogeintrag zur Kenntnis zu nehmen. Unter dem Titel «365 Gründe, Google Apps in Betracht zu ziehen» zog Google-Produktmanager Shan Sinha kräftig vom Leder: «Office 365 ist für Microsoft entwickelt worden, Apps für mehr Auswahl», schrieb Sinha unter anderem. Zum Beispiel seien die Google-Programme besser auf das gemeinsame Arbeiten ausgerichtet. Auch das simplere Preismodell erklärte er zu einem Vorteil.
Cablecom prescht vor
UPC Cablecom bietet als erstes Unternehmen in der Schweiz die cloudbasierten Produkte von Microsoft Office 365 in Kombination mit eigenen Internet-Diensten an. Seit gestern können kleine und mittlere Unternehmen die Produktpalette von Microsoft und UPC Cablecom nutzen. Die Swisscom will bei Office 365 ebenfalls mitmachen, wird aber erst zum Jahresende entsprechende Dienste anbieten.