20.15 Uhr: "Too many men" heisst ein Buch von Lily Brett. Dieser Titel kommt mir angesichts der neugewählten Gesichter in den Sinn. Frauen sind ganz vereinzelt und alle in Nicht-SVP-Parteien, Männer dafür, wohin man sieht. Ich warte nun noch diese Nacht auf den Frauenanteil im Parlament, da ich diesbezüglich Schlimmes vermute, lediglich der Ständerat wird sich über einige Frauenpower freuen können. Keller-Sutter und Bruderer sind alles andere als unter ferner liefen und werden durch ihr Charisma, ihre Kompetenz und Können die kleine Kammer aufmischen, lässig. Der Sturm aufs Stöckli durch die SVP war nicht mal ein Stürmli.
Die SVP hat verloren, weiss aber auch diese Niederlage in einen Sieg umzumünzen mit den stakkato-Sätzen: Wir bleiben die stärkste Partei. Umdefiniert wird auch der Verlust: Laut TagesAnzeiger ist die SVP nur "Nicht-Gewinner".
SF besser als jede Satire
"Die neue Frau Blocher" (Originalton SF TV, tsssss....), Natalie Rickli, ist souverän, hat ihre Wahl mit Glamour und Kompetenz bestanden. Der Moderator kann mit den schönen zwei Frauen nicht wirklich diskutieren, es kommt ihm offenbar nichts in den Sinn und deshalb wechselt er sofort zu Herrn Noser. Oft ist Schweizer Fernsehen besser als jede Satire.
In den Parteienrunden zeigt sich auch, weshalb die Grünliberalen gewonnen. Martin Bäumle ist nicht im Fernsehstudio, sondern in seinem Kanton und in seinem Fernsehen, TeleZueri. Recht hat er, da er weiss, dass Schweizer Wahlen vor Ort und im Kanton gewonnen werden und nicht am nationalen Fernsehen. Das war wohl das Problem der intellektuellen Grünen, die weniger in ihren Orten präsent und politisiert haben und waren, sondern sich gerne auf höherer Ebene bewegt haben. Zudem ist auch klar: Die Grünen brauchen eine personelle Erneuerung.
Zur Zeit ändern die Verhältnisse im Stundentakt, die Parteipräsidenten sind immer noch am Warten und ich bin immer noch erstaunt, dass es kein Wort zur Mobilisierung gibt. Die Hochrechnungen waren in den letzten Jahren präziser, plötzlich sitzen wir morgens um dieselbe Zeit mit grossen Augen da, weil alles anders als erwartet.
19.30 Uhr: Erste nationale Hochrechnung und Elefantenrunde relativieren den spannenden Nachmittag: Steht die SP und die CVP zur Konkordanz? Wenn ja, dann wird Widmer-Schlumpf abgewählt, so der Tenor des grossen Verlierers Pelli. Toni Brunner möchte am liebsten wieder Christoph Blocher in den Bundesrat, weiss aber, das geht nicht, er redet aber trotzdem so. Eigentlich ziemlich süss.
Irgendwie süss
Die grossen Parteien am Tisch müssen sich zur Konkordanz bekennen, keine Spiele mehr ist der Tenor und wir hier zuhause lachen laut auf. Darbelley ist spitz und sagt, dass nicht die Regierung das Problem ist, sondern die SVP.
Regula Stämpfli kommentiert für news.ch. /


Levrat versucht einmal mehr, auf Themen und nicht auf Spekulationen zurückzukommen. Sonja Hasler versteht diese Sprache nicht. Die zwei neuen Parteien sind in der Elefantenrunde nicht dabei, obwohl sie entscheidend für die Zukunft der Politik der Schweiz in den nächsten vier Jahren sein werden.
Der CVP-Parteipräsident sieht,was Sache ist. Die grosse Niederlage der Doris Leuthard-Partei, war am Nachmittag wenig Thema ausser hier. Die FDP ist weniger schlecht als um 14.00 Uhr noch geredet und geschrieben wurde. Grosse Verliererin ist die SVP, die nicht nur ihr Wahlziel von 30 Prozent verpasst hat, sondern sogar über 2 Prozent Wähleranteil eingebüsst hat. Doch nochmals: Wir reden nur von Prozentzahlen und Hochrechnungen, nicht von realen Sitzen.
Schweizerischer geht nicht
Frech bleibt Toni Brunner, der von Sonja Hasler zum eigentlichen Coup aufgefordert wird. Christian Levrat ist klug, hart und richtig: "Sonja Hasler, die Menschen haben heute Themen und nicht den Bundesrat gewählt. Wir wollen über Kaufkraft, Arbeitslosigkeit und die Ungleichheit reden." Er hat indessen keine Chance. Das öffentlich-rechtliche Medien interessiert nur Quoten und meint, diese nur durch eine verfehlte und verpuffende Bundesratszusammensetzungsdiskussion erreichen zu können.
Kampf um die Mitte prägt den heutigen Wahlsonntag. Schweizerischer könnte es wohl nicht mehr werden. Dieser Kampf um die Mitte wurde durch die guten Rechner und Listenverbinder der Grünliberalen und BDP gewonnen. Deshalb: Rechnen ist mittlerweile eine entscheidende politische Qualität geworden. Wenn die anderen Parteien bis 2015 auch rechnen lernen, dann werden sich BDP und Grünliberale warm anziehen müssen.
Wieder eine Frau weniger, wieder trifft es die FDP. Silvy Perrin wird im Kanton Neuenburg abgewählt. Den ganzen Nachmittag hören wir wie die Frauen abgewählt werden, doch Kommentare dazu gibt es, ausser natürlich auf news.ch nicht dazu. Morgen kommt dann das grosse Katzenjammern und die Männerexperten dürfen hinhalten und spekulieren, weshalb tatsächlich so wenig Frauen gewählt wurden. Sie werden ebenso selbstverständlich die falschen Antworten geben.